MUZAFFARABAD – In der ländlichen Konservativen moslemischen Gesellschaft sind Frauen selten außerhalb ihrer Häuser zu sehen oder zu hören.
Mädchen werden im frühen Teenageralter verheiratet und verbringen den Rest ihres Lebens außerhalb des Blickfelds Fremder. Für die Mehrheit der Pakistanischen Frauen besteht das Leben darin, Kinder aufzuziehen und sich ums Heim zu kümmern – wo sie von den Männern der Familie beinahe verehrt werden und wie Königinnen ihres Reichs behandelt werden.
Aber dieses beinahe in „purdah“ verbrachte Leben – ein Urdu Wort für „hinter dem Schleier“ – verurteilte bei dem schweren Erdbeben in Süd-Asien am Samstag tausende Pakistanische Frauen zum Tode.
Beamte sagen dass die Mehrzahl der geschätzten 40.000 Opfer des Erdbebens der Stärke 7,6 Frauen und Kinder waren. Ärzte berichten das gleiche über die Opfer die sie in der Erdbeben „Todeszonen“ behandeln, die sich von der rauen „North West Frontier Province“ zu den üppigen Bergen und Tälern des von Pakistan und Indien kontrollierten Kaschmir erstreckt.
„Das überrascht mich nicht“ sagte ein Unfallchirurg während der freiwilligen Arbeit in einer behelfmäßigen Feldklinik in Muzaffabad, die der "Jamiat ud Dawa“ (Pfad der Gläubigen) – eine selbsternannte Hilfsorganisation mit bekannten starken Verbindungen zu millitanten Gruppen in Kachmir - errichtet hatte. „Sogar unter meinen Verwandten haben einige Frauen , außer zu Hochzeiten oder ähnlichem, ihr Haus noch fast nie verlassen.“ sagte der Chirurg.
Das Beben ereignete sich kurz vor 9 Uhr, als die Kinder in der Schule und die Männer bei der Arbeit waren. In Zehntausenden Wohnungen in der Erdbebenzone räumten Frauen auf, kümmerten ich um den Nachwuchs oder ruhten sich aus. Sie waren seit dem frühen Morgen auf den Beinen um das Essen der Familie vor dem Morgengrauen zuzubereiten weil der heilige moslemische Fastenmonat Ramadan ist.
Gefangen
Völlig unerwartet und vielleicht in Freizeitkleidung wären viele Frauen trotz der heftigen Schwankungen der Gebäude niemals in die relative Sicherheit des offenen Feldes geflohen. Als die Wände einstürzten waren sie darin gefangen.
Spät am Dienstag hatten Soldaten und Freiwillige die Ruinen eines eingestürzten dreistöckigen Gebäudes im Zentrum Muzaraffabads vollständig durchsucht und fanden die Körper von Frauen dreier Generationen nahe beieinander. Als sie die Körper aus den Schutt bargen, bedeckte die Arbeiter sorgfältig jedes sichtbar werdende Stück Fleisch, um ihre Sittsamkeit vor den duzenden Männern zu bewahren.
Sogar die Verteilung der Hilfe, die endlich ins Katastrophengebiet zu tröpfelt ist reine Männersache.
Bei Humanitären Krisen anderswo auf der Welt sind des meist fast ausschließlich die Frauen die besonders geduldig auf Nahrungsmittelrationen oder sonstige Hilfsgüter warten. Es ist ein fast symbolträchtiges Bild, die unschuldigen Frauen mit einem Baby im Arm wartet auf Hilfe für eine Krise die gewöhnlich von Männern ausgelöst wurde.
Aber in den Städten und Dörfern in Pakistans Erdbebengebiet werden alle Lastwagen mit Hilfsgütern die ankommen schon in den Außenbezirken von Gruppen von Männern erwartet – manche sehen furchteinflössend aus – und der Versuch einer geordneten Verteilung endet meinst in einem hässlichen Tumult.
Viele Pakistanische Frauen haben große Erfolge auf allen Gebieten sowohl zu Hause wie im Ausland erreicht und das Land hatte sogar einen weiblichen Premier Minister, Benazir Bhutto, die derzeit im Exil in Dubai lebt. Doch die Mehrheit der Frauen besonders abseits der Metropolen Islamabad, Karachi und Lahore haben kaum Einfluss außerhalb ihrer eigenen Wohnung – das Erdbeben machte aus vielen dieser Wohnungen ihr Grab.
Quelle: Alertnet.org (eng.)
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