30 August 2010

Was Allah nicht sieht

LEONDING/ISLAMABAD. Heute wird es ernst für den Leondinger Katastrophenhelfer Günter Stummer (48): Nach einer Eingewöhnungsphase in Islamabad wird er in das vom Jahrhunderthochwasser betroffene Gebiet um die Millionenstadt Multan aufbrechen.
Stummer ist der einzige Oberösterreicher in der aus fünf Personen bestehenden Delegation des Österreichischen Roten Kreuzes, die den Flutopfern in Pakistan Hilfe bringen soll. „Wir bilden mit den deutschen Kollegen ein Team, die ersten sind schon nach Süden losgefahren“, berichtete Stummer den OÖNachrichten.
Zehn Lkw sind unterwegs, voll beladen mit Medikamenten, Zelten, Lebensmitteln und Hygieneartikeln. Mit durchschnittlich 25 km/h bahnen sie sich ihren Weg über Straßen, auf denen das Wasser teilweise noch einen Meter hoch steht. Ziel ist die Region Punjab um die Zentren Multan und Rajanpur. Der Indus hat dort ganze Landstriche unter Wasser gesetzt, durch die Gezeitenwirkung des Meeres wird das Wasser immer noch zurückgestaut.

Die Regenzeit geht zu Ende

„Die Dörfer sind zerstört, die Menschen haben sich auf kleine Inseln, die aus dem Wasser ragen, geflüchtet, stehen vor dem Nichts“, sagt Stummer. Noch schlimmer sei die Lage an den Quellgebieten des Indus. Dort gibt es enge Täler, die von den Zuflüssen überschwemmt wurden. Brücken und Straßen sind zerstört und nur mit Armeehubschraubern erreichbar. In diesen abgelegenen Regionen hat die muslimische Hilfsorganisation „Roter Halbmond“ die Versorgung übernommen, ihre Mitarbeiter verteilen die Hilfsgüter ihrer westlichen Partner: „Ausländische Helfer sind dort nicht gern gesehen“, sagt Stummer.

Die Wasserwiederaufbereitungsanlage des Österreichischen Roten Kreuzes ist bereits einsatzfähig, „jetzt überlegen wir, wo wir sie aufstellen sollen, immerhin ist sie für 40.000 Menschen gedacht“, berichtet der Linzer. Was ihn optimistisch stimmt? „Die Monsunzeit geht zu Ende, der Regen hat fast aufgehört.“

Immer wieder wird Stummer zur Koordinierung der Einsätze nach Islamabad zurückkehren. Ins Bett kommt er erst um Mitternacht, nach dem Ende der Arbeitsgespräche. Die Helfer müssen zu ihrer Sicherheit gewisse Regeln beachten: In vielen Regionen sollen sich Ausländer nach 18 Uhr nicht mehr auf die Straße wagen. Verboten ist der Genuss von Alkohol und Tabak. Aber an Orten, „wo Allah mich nicht sehen kann“, greifen auch Einheimische zur Zigarette.

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