24 August 2010

Keine Entwarnung für Pakistans Flüchtlinge

KURIER-Reporter Wilhelm Theuretsbacher hat sich auf die Spuren der Hilfslieferungen in Pakistan gemacht und Erschütterndes gesehen.

Pakistan hat keinen Platz für so viele Flüchtlinge. Jene, die nicht in großen, einigermaßen organisierten Lagern untergekommen sind, campieren am Straßenrand oder im Straßengraben. Einige völlig Verzweifelte haben sich zwischen Bahngeleisen niedergelassen. Glücklich sind noch jene, die über ein einigermaßen stabiles Zelt verfügen. Jene, die nur über dünne Plastikfolien verfügten, haben jetzt nichts mehr. Diese hat nämlich ein heftiger Monsun-Orkan Montagfrüh zerfetzt.

Wie viele es sind, weiß niemand. Doch rund um die Distriktstadt Nowshera sind sie allgegenwärtig. Und sie sind eine tickende Zeitbombe. Zur Verrichtung der Notdurft bleibt diesen Menschen nur die unmittelbare Umgebung des Lagerplatzes. Die durchbrechende Sonne überzieht diese Elends-Landschaft mit einem beißenden Fäkalgeruch, der jeden Atem erstickt und sich in der Kleidung festsetzt. Jene Giftküche, aus der alle Arten von Seuchen entstehen. Es gibt nur eine Lösung: Alle diese Menschen müssen rasch in geordnete Lager. Hilfe aus Österreich

Hoffnung gibt es wenige Kilometer weiter in Mardan. Dort hat das Internationale Rote Kreuz ein Lagerhaus für die Hilfslieferungen angemietet und instand gesetzt. Die ersten Palettenstapel am Eingang stammen vom österreichischen Roten Kreuz und beinhalten allwettertaugliche Zelte. Marianne Pecnik vom österreichischen Roten Kreuz hat stolz ein Hinweisschild mit der Herkunft der Pakete an die Paletten gehängt. Gleich daneben liegen Moskitonetze des Kanadischen Roten Kreuzes. Die Lieferungen kommen entweder über den Hafen Karachi oder per Luft, erklärt der dänische Logistikchef Carsten Lyane.
Doch die Zelte können jetzt nicht einfach vom Lkw geworfen werden. Das Verteilen der Hilfsgüter unterliegt strengen Regeln. Der KURIER besuchte die Ausgabestelle des Roten Kreuzes in Nowshera. Einige hundert Menschen warten vor dem Objekt auf die Registrierung. Erst wenn die Identität und der Bedarf des Einzelnen festgestellt ist, werden die benötigten Mittel ausgehändigt. Das Prozedere, so Casten Lyane, ist unbedingt notwendig. Andernfalls würden die Hilfsgüter in falsche Hände gelangen. Man könne durch eine unüberlegte Ausgabe sogar Gewalttätigkeiten auslösen.
Tierspital
Nicht nur den Menschen geht es schlecht in Pakistan, sondern auch den Tieren. In Mardan entdeckte der KURIER-Reporter ein Haus, wo Menschen halbtote Tiere abladen - meistens Esel und Pferde. Es ist eine Art Tierspital, wo Bauern ihre Tiere hinbringen, die sie meist in erbärmlichen Zustand aus den Fluten gerettet hatten. Da geht es nicht um Tierliebe allein, sondern auch um die Existenz. In der Landwirtschaft werden in dieser Region so gut wie alle Transporte mit Tieren abgewickelt. Geht es dem Esel schlecht, kann der Bauer seine Waren nicht am Markt verkaufen.

Entsprechend besorgt sind jene Menschen, die ihre Tiere zur Klinik karren. "Wir bräuchten auch dringend internationale Kooperationen", klagt der Arzt. Das wird aber trotz der ernsten Hintergrundes der internationalen Katastrophen-Hilfsgemeinde nicht leicht nahezubringen sein.
Quelle: Kurier

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