KATSDORF. Gerhard Derntl war für „Ärzte ohne Grenzen“ in den Cholera-Gebieten in Simbabwe im Einsatz. Reicher wurde der Katsdorfer sowohl an Erfahrung als auch um einen Zehn-Trillionen-Dollar-Schein. Der ist allerdings völlig wertlos.
OÖN: Sie waren drei Monate für „Ärzte ohne Grenzen“ in Simbabwe, sind aber selbst kein Mediziner. Wie geht das?
Derntl: Ich habe eine HTL gemacht und kenne mich gut mit Wasserversorgung und Abwasserentsorgung aus. Dieses Wissen ist in den Krisengebieten, in denen „Ärzte ohne Grenzen“ tätig ist, von großer Bedeutung. In Simbabwe, wo gerade eine Cholera-Epidemie wütet, natürlich umso mehr.
OÖN: Worin genau bestand Ihre Aufgabe?
Derntl: Einerseits galt es, die medizinischen Stationen mit sauberem Wasser zu versorgen, damit dort die Patienten behandelt werden konnten. Wer an Cholera leidet, ist meist völlig dehydriert und braucht dringend Flüssigkeitsinfusionen. Es gab Patienten, denen 15 Liter und mehr verabreicht wurden. Da muss der Nachschub schon gut klappen. Manchmal kamen täglich 250 neue Patienten ins Camp, viele davon mit ihrer ganzen Verwandtschaft im Anhang. Ein zweiter Punkt war, den Menschen zu zeigen, wie sie ihr Trinkwasser selbst chlorieren können, damit sich die Bakterien nicht weiter ausbreiten.
OÖN: In einer 40-Stunden-Woche ist das wohl nicht zu bewältigen?
Derntl: Mein Arbeitstag dauerte meistens 16 Stunden, sechs Mal in der Woche. Und selbst danach beschäftigt man sich mit diesem oder jenem Problem, das noch im Kopf herumgeistert. Deshalb sind die Einsätze bei „Ärzte ohne Grenzen“ ja zeitlich limitiert. Nach drei Monaten bist du sowieso völlig fertig. Aber es ist natürlich auch eine große Befriedigung, wenn man den Menschen mit seinem Einsatz das Überleben sichert.
OÖN: Wie haben Sie die wirtschaftlichen Probleme Simbabwes mitbekommen?
Derntl: Die Inflation ist schon sagenhaft. Ich habe als Souvenir eine Zehn-Trillionen-Simbabwe-Dollar-Note mitgenommen. Die ist aber so gut wie nichts wert. Wenn Patienten Geld mit ins Krankenhaus genommen haben und zwei Tage später entlassen wurden, war alles schon wieder wertlos.
OÖN: War Simbabwe Ihr erster Einsatz?
Derntl: Ich war vergangenen Sommer schon in Myanmar. Dort habe ich nach der Wirbelsturm-Katastrophe ebenfalls in der Trinkwasserversorgung gearbeitet. Das war ein Monat, nachdem ich meine Ausbildung für die Organisation gemacht hatte.
OÖN: In Krisenregionen als Helfer zu arbeiten – ein Kindheitswunsch?
Derntl: Es war eher so, dass ich immer schon gerne gereist bin. Mit Rucksack und ganz ohne Luxus. Im Dezember 2004 war ich auf den Andamanen-Inseln in Indien, als der Tsunami die Region verwüstete. Ich war mittendrin, hatte mein gesamtes Gepäck verloren, blieb aber unverletzt. Weil nach der Flut alles kaputt war, habe ich eben mitgeholfen, das Nötigste wieder herzurichten. Dieses Erlebnis hat mich so lange beschäftigt, bis ich drei Jahre später Kontakt zu „Ärzte ohne Grenzen“ aufgenommen habe.
Quelle: ooeNachrichten
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