17 September 2010

Wasser für Ugandas Bürger

Berlin - Ein eigener Wasseranschluss, eine Dusche oder gar eine Toilette sind für viele Menschen in Uganda keine Selbstverständlichkeit. Durchschnittlich 900 Meter weit müssen die Frauen und Mädchen in der Trockenzeit laufen, um Wasser zu bekommen. Dafür gehen auf dem Land nach Berechnungen des Wasserministeriums in Kampala im Durchschnitt 66 Minuten drauf, in der Stadt 35 Minuten.

Ein Drittel der Bevölkerung hat nach Angaben des Ministeriums gar keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Die Regierung will diesen Anteil drastisch senken. Auch die Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) leistet einen Beitrag.

Vor zehn Jahren verständigten sich die UN-Staaten darauf, den Anteil der Menschen, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, bis 2015 zu halbieren. Nach Angaben des Bundesentwicklungshilfeministeriums braucht jeder Mensch mindestens 20 Liter Wasser am Tag, zum Trinken und für Hygienezwecke. Für ein tatsächlich gesundes Leben liegt der Bedarf noch höher, den Angaben zufolge zwischen 50 und 100 Litern pro Tag. Weltweit sind immer noch 884 Millionen Menschen ohne Trinkwasser, das entspricht 13 Prozent der Weltbevölkerung.

Nach den Plänen der ugandischen Regierung soll in fünf Jahren jeder Stadtbewohner in unmittelbarer Umgebung Zugang zu sauberem Trinkwasser haben - das heißt einen Brunnen, eine Quelle oder einen öffentlichen Wasserhahn innerhalb von 200 Metern. Auf dem Land soll die Infrastruktur immerhin soweit ausgebaut werden, dass drei Viertel der Bevölkerung im Umkreis von einem Kilometer Trinkwasser erhalten können.Derzeit werden in Kampala elektronische Wasserzapfstellen erprobt. Die grauen Kästen, die entfernt an Briefkästen erinnern, sind direkt an die zentrale Wasserversorgung angeschlossen. Wer eine Chipkarte hat, kann sich hier Wasser holen, 20 Liter kosten 0,75 Cent. Verantwortlich für das Projekt, das immerhin 20.000 Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser gewährt, ist die Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ). "Natürlich wäre ein Wasseranschluss im Haus die Optimallösung, aber das ist eben auch teurer", sagt der Leiter der Wasserabteilung der GTZ, Andreas Kanzler.

Die elektronischen Wassertankstellen sind die Weiterentwicklung anderer öffentlicher Wasserspender. So erinnert sich Kanzler daran, dass er die ersten Zapfstellen bereits vor Jahren gesehen habe, damals habe man sie aber noch mit Münzen bedienen müssen. Die elektronischen Wasserzapfstellen hätten nun allerdings den Vorzug, dass Wasser in jeder beliebigen Menge entnommen werden könnte. Es werde also nicht mehr verbraucht als unbedingt notwendig.

Der Zapfvorgang ist einfach: Die Chipkarten können in den Büros der Wassergesellschaft, der NWSC, aufgeladen werden. Hält jemand, der Wasser holen möchte, den Chip an das Gerät, wird angezeigt, wie viel Guthaben noch verfügbar ist. Über eine Tastatur kann der Wasserholer dann die Menge des Wassers bestimmen. Bei der GTZ ist man überzeugt: Auch wer nicht lesen oder schreiben kann, ist dank Mobiltelefonen mit dem Tippen von Zahlen vertraut. Für die Wartung der Geräte sind Partner vom Deutschen Entwicklungsdienst (DED) zuständig, für die Finanzierung die KfW Entwicklungsbank.

In der Region weit verbreitet sind zudem die Wasserkioske. Dabei handelt es sich um kleine Läden, die über mehrere Wasserhähne Zugang zur städtischen Wasserversorgung bieten. "Ebenso wie die Wasserzapfstellen sind die Wasserkioske vor allem ein Angebot für diejenigen, die keinen Wasseranschluss im Haus haben", sagt Kanzler. Die Betreiber der Kioske hätten ein Interesse an der Qualität des Wassers, weil sie direkt am Umsatz beteiligt seien.

In Regionen, in denen es keinerlei Wasseranschluss gibt, müssen sich die Menschen anderweitig behelfen: Brunnen oder Quellen ersetzen den Wasserhahn, zugleich wird Regenwasser gesammelt. Nach Angaben des ugandischen Wasserministeriums greifen in der Regenzeit immer noch 17,4 Prozent der Bevölkerung auf Wasser aus unsicheren Quellen zurück, in der Trockenzeit sind es sogar knapp 30 Prozent. Rund 90 Prozent aller tödlichen Durchfallerkrankungen sind nach Angaben der WHO auf verunreinigtes Trinkwasser, fehlende Sanitärversorgung sowie mangelnde Hygiene zurückzuführen.

Obwohl sich die UN insgesamt zuversichtlich geben, dass es gelingen kann, das Trinkwasserziel bis 2015 zu erreichen, ist die ugandische Regierung skeptisch hinsichtlich der selbst gesteckten Ziele. Nach ihren Angaben haben bislang lediglich zwei Drittel der Bevölkerung einen sauberen Trinkwasseranschluss in ihrer Nähe.

Noch problematischer ist der Zugang zu sauberen Toiletten. Auf dem Land müssen immer noch 32 Prozent der Bevölkerung ihre Notdurft im Freien verrichten. Auch die UN schätzt das Abwasserproblem als gravierend ein. Schätzungen zufolge hatten weltweit 2,6 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen - Tendenz steigend.

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