Ob im Tschad oder auf dem Balkan: Soldaten und zivile Helfer sind immer mehr aufeinander angewiesen.
Es war schon eine außergewöhnliche Mischung: Junge Frauen in bunten T-Shirts, ältere Herren in Sakkos und dazwischen Männer in französischen Militäruniformen. Sie alle hatten sich in der Cafeteria des UNHCR-Hauptquartiers in Abéché eingefunden, um über ein gemeinsames Anliegen zu diskutieren: die Hilfe für die zehntausenden Flüchtlinge im Osten des Tschad.
Die Arbeitsteilung bei der Mission ist klar: Die EU-Truppe Eufor, an der sich Österreich mit 160 Mann beteiligt, sorgt rund um die Flüchtlingscamps für Sicherheit. Für die Lager selbst ist das UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR verantwortlich. Dazu kommt eine Reihe von Hilfsorganisationen, die sich ebenfalls um die Vertriebenen kümmern.
Ob im Tschad, in Afghanistan oder auf dem Balkan: Soldaten in internationalen Einsätzen müssen immer enger mit zivilen Helfern kooperieren – und umgekehrt. „Moderne Friedenseinsätze sind nur mehr im Verbund von Militär und zivilen Organisationen möglich“, meint der österreichische UN-Veteran General Günther Greindl. Selbst die USA hätten etwa in Afghanistan erkennen müssen, dass sie zwar einen Krieg führen können. Der Wiederaufbau des Staates sei aber ohne NGOs und internationale Organisationen nicht bewältigbar.
Doch in der Vernunftehe aus Militär und Hilfsorganisationen kriselt es immer wieder. „Ein Problem ist, dass zwei verschiedene Geisteshaltungen aufeinander treffen“, sagt Greindl. Auf der einen Seite stehen Soldaten, die Aufträge innerhalb hierarchischer Strukturen ausführen; auf der anderen Seite NGOs, denen oft alles Militärische suspekt ist. „Durch gemeinsame Ausbildung könnten Berührungsängste abgebaut werden“, so der Präsident der „Vereinigung Österreichischer Peacekeeper“. Eine Organisation, die eine Zusammenarbeit mit dem Militär möglichst vermeidet, ist „Ärzte ohne Grenzen“ – aus Sorge, nicht mehr als unparteiisch wahrgenommen zu werden. Besonders bedenklich sei, dass Armee-Einheiten zunehmend selbst als „Hilfsorganisationen“ auftreten, kritisiert Sabine Kampmüller, zuständig für Projektevaluierung bei „Ärzte ohne Grenzen“. „Wir sind in Afghanistan in Dörfer gekommen, wo Soldaten in T-Shirts Wasser verteilt haben.“ Und die Hilfe der US-geführten Truppen sei natürlich an Bedingungen geknüpft gewesen – etwa an die Auslieferung von Taliban-Kämpfern.
Die Afghanen könnten so kaum mehr zwischen Soldaten und neutralen Helfern unterscheiden. „Damit verlieren wir das Vertrauen der Menschen. Das wirkt sich negativ auf unsere Sicherheit aus.“
Auch im Tschad versucht „Ärzte ohne Grenzen“ auf Distanz zur EU-Truppe zu bleiben. „Wir begrüßen zwar, dass Eufor die Bevölkerung schützt. Für uns selbst haben wir aber nie um Schutz gebeten“, meint Kampmüller. Beim UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR entscheidet man von Fall zu Fall, ob und wie man mit Militärs kooperiert. So habe das UNHCR etwa 2006 nach schweren Überschwemmungen in Kenia 240 Tonnen Hilfe von den US-Streitkräften einfliegen lassen, berichtet UNHCR-Sprecher Roland Schönbauer. Und 2004 transportierten französische Hercules-Maschinen und Puma-Helikopter Versorgungsgüter für das UNHCR in die Flüchtlingslager im Tschad.
Gerade im Tschad ist die Kooperation zwischen dem UNHCR und der EU-Truppe, die ein UN-Mandat hat, eng. Bei aller Zusammenarbeit sei aber eines wichtig, meint Schönbauer: „Die Rollen müssen klar verteilt bleiben.“
Die neuen Herausforderungen für Soldaten im Umgang mit zivilen Organisationen sind auch Thema beim internationalen Blauhelmforum 2008 in Salzburg. Veranstaltet wird das Forum von der Vereinigung Österreichischer Peacekeeper.
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