Zu freiwilligem Tschad-Einsatz genötigtHÖRSCHING. Wie freiwillig melden sich Soldaten für den Tschad-Einsatz? Den OÖN liegt ein Schreiben vor, wonach sich Techniker der Hercules-C-130-Staffel dazu genötigt sehen.
In dem Brief wird von angeblichem „Unvermögen der Lagebeurteilung - Einsatzbereitschaft und Freiwilligkeit schwindet bei den Technikern der C-130-Staffel“ geschrieben sowie von „Erpressung“ der Freiwilligkeit.
Bild: Transportflugzeug des Bundesheers (oben) im Landeanflug auf N’Djamena
Was zweitere anlangt, schreiben die Bordtechniker, dass schon bei einem KFOR-Einsatz (Kosovo, Anm. d. Red.) einige die Freiwilligenmeldung nicht unterschreiben wollten. Es habe deshalb eine Krisenbesprechung gegeben, „wobei der Kommandant des Fliegerregimentes 3 sagte, dass sich das System nicht erpressen ließe, und wer die Freiwilligenmeldung nicht unterschreibt, passt nicht in das Transportsystem C-130 und solle sich einen anderen Job suchen“ (siehe Faksimile).
Im Verteidigungsministerium heißt es dazu, dass selbstverständlich nur freiwillig Gemeldete für den Einsatz im Ausland berücksichtigt würden. Im Tschad sei es ruhig, N’Djamena würde sogar zivil von der Air France angeflogen. „Für die Hercules C-130-Maschinen (alle drei sind in Hörsching stationiert, Anm. d. Red.) ist ein höherer Sicherheitsstandard geplant, die Maßnahmen dafür bereits eingeleitet“, sagt Ministeriumssprecher Major Wolfgang Schneider. Wie von den OÖN mehrfach berichtet, hatten die Hercules-Besatzungen über fehlenden Schutz ihrer Maschinen gegen Beschuss geklagt.
Die Kritik an der Lagebeurteilung des Heeres („Unvermögen“) bezieht sich auf den Ersteinsatz im Tschad rund um den 31. Jänner 2008. Abeche, angeblich kein Risikogebiet, wurde damals von den Österreichern angeflogen. Auf Anraten eines dort stationierten Offiziers hätten die Soldaten „eine Luftfahrzeug-Sicherung für die Nacht aufgebaut.“
In der „Lagewiederholung“ schrieben die Hercules-Techniker kürzlich: „Bei einem Angriff mit einer Panzerabwehrwaffe, die die Rebellen zur Verfügung haben, wären wir, trotz Gefechtsfeldbeobachtung, mit in die Luft gegangen.“
Ein Verteidigen der Hercules-Maschinen lediglich mit P-80-Pistolen wäre wenig aussichtsreich gewesen, so die Kritiker. Sicherungsaufgaben seien auch bei Auslandseinsätzen ganz normal, jeder Soldat müsse mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln jederzeit in der Lage sein, sich und sein Gerät zu schützen, heißt es dazu lapidar aus dem Ministerium.
Die Bordtechniker führen weiter aus: Es habe keine Vorwarnung über die Gefährlichkeit einer Verlegung nach Abeche gegeben. Dies obwohl „die irische Truppe, die das Einsatz-Kommando leitet, ihren Truppenanteil am 30. Jänner schon nicht mehr nach N’Djamena geflogen hat.“ Dies ließe den Schluss zu, „dass die Profilierungssucht der Österreicher so hoch sein muss, dass man die Warnungen der anderen Truppen in den Wind schlägt.“