21 Februar 2007

"Geisterdorf" um 1,2 Millionen Euro

Kärntner Landesrechnungshof prüft Spenden für Tsunami-Opfer
Klagenfurt – Alle waren sie da bei der Eröffnung des Kärnten-Dorfes für die vom Tsunami heimgesuchten Waisenkinder von Banda Aceh: Landeshauptmann Jörg Haider in Kärntner Mannschaftsstärke, der Botschafter, der Vizegouverneur der indonesischen Provinz, Kärntens Konsul in Indonesien, Christian Bradach. Es gab schöne Fotos: Big Spender Haider und Bradach in indonesischer Kluft, umringt von fröhlichen Kindern. Ein Jahr später stellt sich heraus: Die Kinder waren für den Fototermin gemietet und das Kärnten-Dorf hat bis heute kein einziges obdachloses Waisenkind beherbergt. Finanziert wurde das Dorf mit 402.000 Euro Spenden aus Kärnten und Osttirol, die Haider mit zusätzlichen 601.000 Euro aus Landestöpfen toppte. Auch der Bund steuerte 250.000 Euro bei. Kurzfristig tauchte sogar das Gerücht auf, im Kärnten-Dorf hätten sich Rebellen niedergelassen. Projektleiter Siegfried Wuzella (auch Leiter von Haiders Kärntner Bürgerbüro) und der Landeshauptmann wiesen das empört zurück.

Warum das Dorf noch immer leer steht und warum mit keiner der anerkannten Hilfsorganisationen vor Ort zusammengearbeitet wurde? Oder ist es gar ein „Geisterdorf“?

Vorschlag abgelehnt

Das fragen sich seitdem nicht nur SPÖ, ÖVP und Grüne in Kärnten. Jeder gespendete Euro sei zweckmäßig eingesetzt, und man arbeite hart daran, dass das Kärnten-Dorf in Banda Aceh rasch entsprechend genutzt werden könne, entgegneten Haider und Bradach, der immerhin rund 1000 Euro monatliche Aufwendungen für seine Hilfstätigkeit kassiert. Haiders Vorschlag, die SOS-Kinderdörfer sollten doch das Kärnten-Dorf übernehmen, lehnte deren Sprecherin Angelika Schwaiger postwendend ab.

Jetzt kümmern sich der Kärntner Landesrechnungshof und der Kärntner Landtag darum. Das wurde am Faschingsdienstag in der Regierungssitzung einstimmig beschlossen. Haider: „Jeder Cent kann genau dokumentiert werden.“ Er selbst sei gratis hingeflogen, weil er viele Flug-Bonusmeilen habe. Die Übernahme des Kärnten-Dorfes durch das Außenministerium oder den entwicklungspolitischen Beirat lehnt Haider ab.
Quelle: DER STANDARD, 21.2.2007

Auch das Rote Kreuz wurde als mögliche Trägerorganisation ins Spiel gebracht. Kärntens Rotkreuz-Präsident Peter Ambrozy weiß davon aber nichts. "Mit mir hat niemand Kontakt aufgenommen", sagte der ehemalige Kärntner SPÖ-Chef. Er könne sich aber durchaus vorstellen, dass seine Organisation das Projekt unterstütze.
Quelle: Kurier vom 14. 2. 2007
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