18 Juli 2011

Dürre in Afrika: Hungernde in Ostafrika brauchen mehr Hilfe

Britischer Entwicklungsminister: "Einige lächerliche Angebote reicher europäischer Staaten", während 500.000 Kinder vom Hungertod bedroht seien

Nairobi/Adis Abeba/Wien - Angesichts der Hungerkatastrophe in Ostafrika wuchs am Wochenende weltweit die Sorge vor einer weiteren Verschärfung der Krise. Alle müssten das Ausmaß der Situation begreifen und sich mehr anstrengen, sagte der britische Entwicklungsminister Andrew Mitchell bei einem Besuch im Osten Kenias.


Papst Benedikt XVI. rief bei seinem Sonntagsgebet "alle Menschen guten Willens" zu "Hilfe und Solidarität" mit den Dürreopfern auf. Das UNO-Kinderhilfswerk UNICEF rechnet mit 500.000 Kindern, die vom Hungertod bedroht sind. Am Samstag reisten zwei österreichische Caritas-Mitarbeiter nach Ostafrika.

"Lächerliche Angebote" aus Europa

"Es gibt einige lächerliche Angebote reicher europäischer Staaten. Die gesamte internationale Gemeinschaft muss nun das Ausmaß der Lage am Horn von Afrika begreifen und alles in ihrer Macht tun, um zu helfen", sagte Mitchell. Er besuchte am Wochenende das Flüchtlingslager Dadaab im Osten Kenias, wo täglich hunderte weitere Somalier eintreffen, die vor Hunger und Gewalt in ihrer Heimat fliehen. Mit 380.000 Bewohnern ist Dadaab das größte Flüchtlingslager der Welt.

Eine halbe Million Kinder sind nach Angaben der Vereinten Nationen wegen der Dürrekatastrophe am Horn von Afrika akut vom Hungertod bedroht. Das UNO-Kinderhilfswerk UNICEF forderte deshalb am Sonntag eine sofortige Ausweitung der Hilfsleistungen in der Region. Insgesamt zwei Millionen Kinder bräuchten bereits heute Nahrungshilfe. Wenn nicht schnell eine Verbesserung erreicht würde, werde sich die Situation bis Anfang 2012 weiter verschlimmern, hieß es in einer Mitteilung.

Somalia, Kenia, Äthiopien betroffen

Fast elf Millionen Menschen sind insgesamt von der Hungerkatastrophe betroffen. Die Krise beschränkt sich dabei aber nicht auf die Tausenden Flüchtlinge aus Somalia, die täglich Zuflucht in den Nachbarländern suchten. Betroffen seien auch Millionen von Farmern und Viehhaltern in Kenia und Äthiopien, die dringend Regen bräuchten, um überleben zu können.

Der britische Minister hatte am Samstag eine Aufstockung der Hilfsmittel um 52 Millionen Pfund (59 Millionen Euro) versprochen. Auch die deutsche Regierung erhöhte ihre Hilfe für die Region um fünf Millionen.

Ernte-Ausfälle und steigende Lebensmittelpreise

Papst Benedikt XVI. äußerte sich "zutiefst besorgt" über die "humanitäre Katastrophe" in Ostafrika. "Zahllose Menschen fliehen vor dieser furchtbaren Hungersnot auf der Suche nach Nahrung und Hilfe", sagte das katholische Kirchenoberhaupt während des Angelus-Gebet in seiner Sommerresidenz Castel Gandolfo bei Rom.

In Somalia, Äthiopien, Kenia, Dschibuti und Uganda sind wegen einer seit zwei Jahren anhaltenden Dürre mehrere Ernten ausgefallen. Steigende Lebensmittelpreise und Unterernährung sind die Folge. Verschärft werden die Probleme durch den Bürgerkrieg in Somalia. Allein im Juni flohen nach UNO-Angaben rund 54.000 Menschen vor der Dürre und der Gewalt aus dem Land am Horn von Afrika. Von den für die Versorgung der Betroffenen benötigten 1,1 Milliarden Euro hat die UNO bisher erst die Hälfte erhalten.

Appelle der Caritas

Angesichts der dramatischen Dürresituation in Ostafrika hat die österreichische Caritas einen Krisenstab eingesetzt und am Samstag zwei erfahrene Mitarbeiter in die Krisenregion entsandt. Andreas Zinggl und Harald Grabher werden dort unter anderem die Partner-Organisationen bei der Logistik der Verteilung von Nothilfepaketen unterstützen, hieß es am Samstag in einer Aussendung. Caritas-Chef Michael Landau bezeichnete am Sonntag die Situation als "schlimmste Dürrekatastrophe in Ostafrika seit 60 Jahren. Jede einzelne Spende zählt und kann Leben retten." (APA/AFP)
Quelle: derStandard

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