29 Juli 2011

Rotes Kreuz: "Nicht genug Mittel"

Kinderdorfkrankenhaus "von Müttern überrannt"

Internationale Helfer bezeichnen die Situation der Menschen in Somalia als katastrophal, und die Lage spitzt sich weiter zu. Erst jetzt laufen große Hilfsaktionen an: Viel zu spät und noch immer viel zu wenige, klagen Hilfsorganisationen wie Caritas, Rotes Kreuz und SOS-Kinderdorf.

Österreich seit langem engagiert

Im Nordosten von Afrika, am "Horn" des Kontinents, sind schätzungsweise elf Millionen Menschen vom Hungertod bedroht und Tausende bereits gestorben. Österreich ist seit langem in der Krisenregion engagiert, ebenso die Caritas und die SOS-Kinderdörfer. Aber reagieren wir und die Regierung jetzt adäquat auf die entsetzliche Dimension der Not? Hilfsorganisationen bezeichnen die Situation der Menschen in Somaliaals katastrophal, und die Situation verschärft sich weiter.

Es gehe bei der Hilfe derzeit um lebenserhaltende Sofortmaßnahmen, sagt der Leiter der Internationalen Katastrophenhilfe beim österreichischen Roten Kreuz, Walter Hajek. "Die finanzielle Unterstützung läuft gut, wir würden natürlich hoffen, dass sie weiterlaufen wird, weil nach wie vor nicht genug Mittel zur Verfügung stehen, um hier nachhaltig Hilfe leisten zu können", sagt Hajek.


Erinnerungen an Äthiopien

SOS-Kinderdorf ist schon seit Jahren in Mogadischu tätig. Helmut Kutin, Präsident von SOS-Kinderdorf Österreich, berichtet: "Das SOS-Kinderdorf Mogadischu hat ein angeschlossenes Kinderkrankenhaus, und dort werden wir im Augenblick überrannt von Müttern mit hungernden Kindern."

Derzeit liege der Schwerpunkt darauf, den Menschen Nahrung zu geben und sie medizinisch zu versorgen. Kutin selbst erinnert sich noch gut an die Hungersnot in Äthiopien vor 20 Jahren und appelliert an die Geber, langfristige Hilfe zu leisten.
Caritas: "Erreichen 50.000 Menschen"

Die meisten Menschen flüchten in Lager im Süden von Somalia. Über der Grenze, in Nordkenia, ist die Caritas Österreich im Einsatz, sagt der Krisenstabsleiter der Caritas für Ostafrika, Georg Matuschkowitz: "Jetzt haben wir dank der Unterstützung der Menschen in Österreich mehr Mittel zu Verfügung. Momentan erreichen wir mit der Hilfe 50.000 Menschen in der akuten Notsituation."
Hilfe mit Gutscheinen

Geholfen wird mit Trinkwasser und Lebensmitteln. "Die Menschen, die ausgesucht wurden, die tatsächlich nichts mehr haben, bekommen hier ganz klassisch Gutscheine. Sie gehen damit zu den Händlern und bekommen für ihre Familien für die nächsten ein bis zwei Monate Lebensmittel. Das führen wir so lange durch, bis sie sich wieder selbst helfen können", berichtet Matuschkowitz.

Die Caritas hat errechnet, dass mit einem Betrag von 35 Euro das Überleben einer Familie für einen Monat gesichert werden kann.

Kämpfe wieder aufgeflammt

Seit zwanzig Jahren herrscht in Somalia Bürgerkrieg. Weite Teile des Landes werden von den islamistischen Al-Schabab-Milizen beherrscht, die auch mit dem Terrornetz Al-Kaida zusammenarbeiten. Al-Schabab lehnt westliche Hilfe für die vom Hungertod bedrohten Menschen ab, sie behauptet, es gebe gar keine Hungersnot, diese sei eine Propaganda des Westens. Die vom Westen anerkannte somalische Regierung ist eigentlich keine mehr, sie beherrscht nur noch die Hälfte der Hauptstadt Mogadischu. Jetzt sind dort die Kämpfe wieder aufgeflammt.
Quelle: oe1.at

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