14 März 2011

Teatime

Ein südafrikanischer Wissenschaftler hat einen „Teebeutel“ entwickelt, der verschmutztes Wasser in Trinkwasser verwandelt. Die Bakterien werden hierbei abgetötet. Das könnte auch in Krisengebieten schnell für sauberes Wasser sorgen.

Das Filtersystem ist klein genug, um in die Öffnung einer normalen Wasserflasche zu passen und soll wasserbedingte, tödliche Krankheiten wie Cholera, Durchfall, Typhus, E.coli und Hepatitis bekämpfen. Deshalb soll die Teebeutelmethode auch vor allem in Krisengebieten eingesetzt werden. Sie kann aber auch verarmten Gemeinden, die oftmals an verunreinigten Flüssen oder Brunnen leben, überall auf der Welt Zugang zu sauberem Trinkwasser verschaffen. Außerdem können Bergsteiger und andere Sportler von dem System profitieren. Aber das nur am Rande. Denn: „Mangel an adäquaten, sicheren und günstigen Wasserreinigungsmethoden hat einen großen, negativen Einfluss auf arme Menschen, die unter schwierigen Bedingungen leben“, sagt Erfinder des Teebeutelfilters Professor Eugene Cloete, ein Mikrobiologe der südafrikanischen Universität zu Stellenbosch. Das ist sein Fokus.

Sauberes Wasser hat Priorität

Weltweit leidet die Hälfte der Menschen an wasserbedingten Krankheiten. Circa 6.000 Menschen – hauptsächlich Kinder – sterben jeden Tag aufgrund von verunreinigtem Wasser. Im Anschluss an Naturkatastrophen, wie Erdbeben oder Fluten, werden die meisten Tode von Durchfall hervorgerufen. Für Hilfsorganisationen bleibt somit eine der schwierigsten Aufgaben, Menschen in Krisengebieten und verarmten Gegenden mit sauberem Wasser zu versorgen. Und in Afrika ist die Situation besonders prekär. Mehr als 90 Prozent aller Cholerafälle kommen auf dem Kontinent vor, wo circa 300 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. „Dagegen muss ganz klar etwas getan werden“, meint Cloete.
Bakterien werden abgetötet

Seine Teebeutelfilter enthalten winzige Fasern, die ein Hundertstel dünner als ein Menschenhaar sind und mikroskopische Bakterien herausfiltern können. Jeder Teebeutel ist außerdem mit einem Biozid beschichtet und enthält Aktivkohle, um schädliche Bakterien abzutöten und hormonaktive Störstoffe zu beseitigen. „Wir filtern die Bakterien nicht nur aus dem Wasser, wir töten sie ab“, sagt der Erfinder.

Die Anwendung soll dabei ganz einfach sein: Jeder „Teebeutel“ kann einen Liter Wasser reinigen, den Inhalt einer Wasserflasche. Anschließend kommt er auf den Müll, und ein neuer Beutel wird in den Flaschenhals gesteckt.
„Mit dem Teebeutelsystem kostet es nur wenige Cents, eine große Flasche Wasser zu reinigen“, sagt Cloete, der sein innovatives Teebeutelkonzept vor kurzem patentierte. Die Wasserqualität sei genauso gut wie jedes andere Tafelwasser.
Leichte Transportierbarkeit

Vor allem könnten die Teebeutelfilter schnellstens dorthin transportiert werden, wo sie dringend gebraucht werden, denn sie sind billig, klein und leicht. „Es ist unmöglich, Wasserreinigungsanlagen an jedem verschmutzten Gewässer zu bilden. Also brauchen wir eine einfache Methode, die Leute selbst anwenden können“, erklärte Cloete. Bislang gibt es nur wenige andere einfache, transportierbare Methoden, um Wasser für den persönlichen Gebrauch zu reinigen. Eine ist LifeStraw, eine 25 Zentimeter lange „Plastikpfeife“, durch die man Wasser mit einem Strohhalm saugen kann. Ein LifeStraw kostet um die 15 Euro (ungefähr 20 Franken) und kann 700 Liter Wasser reinigen.

Doch laut Cloete hat die LifeStraw Methode drei merkliche Nachteile: Sie filtert Bakterien, doch tötet diese nicht. Nutzer sind oft unsicher, wann der Filter gewechselt werden muss. Und sie ist aus Plastik hergestellt. Der Teebeutelfilter ist hingegen biologisch abbaubar. Er hat nicht nur die gleiche Form und Größe wie ein normaler Teebeutel aus dem Supermarkt. Er ist auch aus dem gleichen umweltfreundlichen Material hergestellt.
Hygienevorteile sind groß

Die Teebeuteltechnologie hat bereits das Interesse verschiedener Hilfsorganisationen, wie Ärzte ohne Grenzen (MSF) und UN Habitat, geweckt. MSF Wasserspezialist Jerome Leglise glaubt, das Teebeutelfiltersystem könnte sich in Krisengebieten als überaus nützlich erweisen. „Zwei Aspekte gefallen mir besonders: dass die Teebeutel nach einmaligem Gebrauch weggeworfen werden, denn normale Wasserfilter werden oft viel zu lange benutzt. Und dass das Wasser direkt in der Flasche gefiltert wird, denn das vermindert die Gefahr sekundärer Kontaminierung“, erklärt er.
Oftmals müssen Hilfsorganisationen in Krisensituationen große Wassermengen an einem zentralen Ort aufbereiten, von dem aus das saubere Wasser an die Bevölkerung verteilt wird. Doch es gibt keine Garantie, dass die Eimer, in denen die Leute ihr Wasser nach Hause tragen, oder die Gläser, aus denen sie trinken, sauber sind.
Quelle: Kristin Palitza, Kapstadt / nachhaltig.org

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