Hälfte aller zivilen Opfer sind Kinder - Viele Staaten beantragen Fristverlängerung für Minenräumung
Berlin/Wien - Die Zahl der registrierten Opfer von Landminen und Blindgängern ist im Jahr 2007 erstmals auf unter 6.000 gesunken. Das geht aus der Jahresbilanz "Landmine Monitor 2008" der internationalen Kampagne für das Verbot von Antipersonenminen (ICBL), die am Donnerstag in Berlin veröffentlicht wurde, hervor. Die meisten Unfälle verzeichneten im vergangenen Jahr laut der Aussendung Kolumbien mit 895 und Afghanistan mit 811.
In 78 Staaten sei es zu Unfällen mit Landminen und Blindgängern gekommen, wobei diese nur in 48 der Staaten systematisch erfasst würden und deshalb laut Aussendung "die Vollständigkeit der Opferangaben zu bezweifeln" sei. Myanmar und Russland seien die einzigen Staaten, die Antipersonenminen (APM) eingesetzt haben, hinzu kämen nicht-staatliche Akteure in mindestens neun weiteren Ländern.
Die Hälfte aller zivilen Opfer seien Kinder, so ICBL. "Kinder müssen noch eindringlicher und umfassender vor den von Minen ausgehenden Gefahren gewarnt werden", forderte Thomas Küchenmeister vom Aktionsbündnis Landmine.de. Mehr als acht Millionen Menschen seien über diese Gefahren bereits aufgeklärt worden.
Zehn Prozent weniger Geld
Zur Finanzierung von entsprechenden Hilfsprogrammen hätten 2007 hauptsächlich die USA, Norwegen und die EU beigetragen. Thomas Gebauer von der Organisation "medico international" kritisierte aber, dass die Minenaktionsprogramme weltweit um fast 10 Prozent zurückgegangen seien.
Im vergangenen Jahr konnten laut ICBL Gebiete von insgesamt 534 Quadratkilometern von Minen und Blindgängern geräumt werden. 15 von 26 Staaten, die nach der Ottawa-Konvention im Jahr 2009 minenfrei sein müssen, hätten eine Verlängerung der Frist beantragt - darunter Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Mosambik, Thailand und der Tschad. Auch Großbritannien hätte um Fristverlängerung angesucht, obwohl in den vergangenen Jahren "auf den Falklandinseln keinerlei Räumaktivitäten zu verzeichnen waren", so ICBL.
Antifahrzeugminen, die völkerrechtlich nicht verboten sind, forderten laut der Jahresbilanz über 500 Opfer, besonders in afrikanischen Staaten. Die meisten Unfälle wurden jedoch durch Blindgänger verursacht, die in vielen Ländern als Folge des Einsatzes von Streumunition zurückbleiben. Anfang Dezember wird in Oslo der Vertrag zum Verbot von Streumunition für 109 Teilnehmer der Dubliner Konferenz zur Unterschrift aufgelegt.