08 Februar 2011

Cholera-Impfung auch nach Ausbruch wirksam

Drei bis fünf Millionen Menschen weltweit infizieren sich jedes Jahr mit der Cholera. Forscher haben nun herausgefunden, dass selbst nach Ausbruch der Seuche eine Impfung helfen kann - und das mit erstaunlicher Wirkung.

Eine Infektion über verschmutztes Trinkwasser oder die Nahrung, und bald schon folgen schwerer Durchfall, Erbrechen und die schnelle Austrocknung des Körpers: Die Cholera kann binnen kürzester Zeit große Menschengruppen erfassen. In Haiti ist das gerade der Fall: Mehr als 3000 Menschen sind der Seuche seit Oktober zum Opfer gefallen. Nun haben Forscher herausgefunden, dass man der Krankheit offenbar auch nach dem Ausbruch noch wirksam mit Impfungen begegnen kann.

Im Fachjournal "PLoS Neglected Tropical Diseases" berichten Forscher in gleich zwei Studien von dem Effekt. In einem Artikel beschreiben Wissenschaftler um Dang Duc Anh vom National Institute of Hygiene and Epidemiology in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi ihre Beobachtungen in einem Cholera-Gebiet. Konkret geht es um die Wirkung einer Schluckimpfung bei der Bevölkerung in Hanoi vor drei Jahren. Sie erreichte im Frühjahr 2008 eine Schutzwirkung von fast 76 Prozent.

Die Erkenntnisse ließen vermuten, dass auch die rückwirkende Impfung Schutz gegen die Krankheit bieten könne. Sie sei deswegen "ein potentielles Werkzeug in Ausbruchszeiten", so die Forscher. Weitere Studien seien aber nötig, um die Ergebnisse zu bestätigen.

In der weiteren Studie hatten Wissenschaftler desselben Instituts modellhaft Daten von jüngsten Cholera-Ausbrüchen weltweit ausgewertet. Die Experten gingen von einer Durchimpfungsrate von 50 Prozent und 70 Prozent in einem Zeitraum von 10 bis 33 Wochen nach dem ersten Ausbruchsbericht aus. Ihr Ergebnis: Selbst rückwirkende Impfungen könnten eine "substantielle Zahl von Todesfällen" verhindern. Das Wichtigste sei, die Entscheidungsträger davon zu überzeugen.

"Die jüngsten Cholera-Ausbrüche in Haiti, Pakistan und Simbabwe lassen vermuten, dass die bestehenden weltweiten Aktionspläne gegen die Cholera scheitern", schreibt der US-Mediziner Edward Ryan vom Massachusetts General Hospital in einem Kommentar zu den Studien. Niemand bezweifle, dass die beste Kontrolle und der beste Schutz gegen den Ausbruch der Krankheit sauberes Trinkwasser und eine angemessene Abwasserentsorgung sei. "Weniger klar ist die Rolle, die eine Cholera-Impfung spielen könnte, wenn ein Ausbruch bereits begonnen hat."

Mit dem Bakterium Vibrio cholerae, dem Verursacher der Cholera, infizieren sich pro Jahr drei bis fünf Millionen Menschen.
Quelle. spiegel.de

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