05 Dezember 2010

Per SMS gegen die Cholera

Technik hilft, die Seuche zu bekämpfen.
Hilfsorganisationen nutzen Handy und Internet zur Bekämpfung der Seuche

Um die Cholera in Haiti einzudämmen, greifen Helfer zu ungewöhnlichen Maßnahmen. So verschickt das Deutsche Rote Kreuz mehrere Millionen SMS mit Hygienetipps. Indes wächst der Zorn der Bevölkerung gegen die Helfer.
Diesen wird unterstellt, die Cholera eingeschleppt zu haben, die eine besonders tückische Seuche ist: Bakterien befallen die Darmschleimhaut und verursachen Erbrechen und lebensgefährliche Durchfälle. 1.523 Haitianer sind nach offiziellen Angaben daran gestorben. "Caritas International" spricht von mindestens 70.000 Infizierten. Viele Hilfsorgansisationen vermuten eine wesentlich höhere Dunkelziffer.

Hygienetipps per SMS

Jede Choleraepidemie lässt sich - rein medizinisch gesehen - mit strenger Hygiene und sauberem Wasser verhältnismäßig einfach in den Griff bekommen. Doch an beidem mangelt es im krisengebeutelten Haiti. Seit Hurricane Thomas die bakterienverseuchten Flüsse über die Ufer treten ließ, breitet sich die Seuche noch schneller aus. Die meisten Menschen stecken sich über verseuchtes Trinkwasser an.


Viele Haitianer wissen nicht, wie sie sich vor Ansteckung schützen können, denn der Inselstaat hatte noch nie eine Choleraepidemie zu bekämpfen. "Zur Zeit ist Information ist alles", erklärt Martin Hahn, Leiter der Abteilung für Internationale Zusammenarbeit beim Deutschen Roten Kreuz. "Cholera können wir nur durch Aufklärung und verbesserte Hygiene in den Griff bekommen". Deshalb sendet Rote Kreuz nicht nur per Radio Hygieneempfehlungen, sondern nutzt auch das Handy, um die Menschen zu informieren. Mobiltelefone sind das meist verbreitete Kommunikationsmittel Haitis, das Mobilnetz gilt als zuverlässiger als das Festnetz. 80 Prozent der Haitiianer haben ein Handy oder kennen jemand, der ein Handy besitzt.
Hilfe auch per Internet

Mehr als zwei Millionen Kurzmitteilungen hat das DRK in die betroffenen Gebiete verschickt. Die 140-Zeichen-Nachrichten beinhalten Hygienehinweise und lauten beispielsweise: "Rotes Kreuz: Verschmutztes Wasser verursacht Durchfall. Trinken Sie nur Wasser, von dem Sie wissen, dass es sicher ist" oder "Rotes Kreuz: Stillen Sie Ihr Baby weiterhin, auch wenn es Durchfall hat."

Etwa 10.000 private Hilfsorganisationen engagieren sich derzeit auf der karibischen Insel. Da staatliche Hilfe nur rudimentär vorhanden ist, nutzen sie das Internet, um vernetzt, zu informieren oder punktuell zu helfen. Wie der YouTube-Film"Recipe for Live",(Externer Link - Öffnet in neuem Fenster) der von der Ärztin Dr. Jan Gurley aufgenommen wurde. Sie zeigt, wie man eine Lösung aus Salz, Zucker und Wasser herstellt, die Infizierten vor dem lebensbedrohlichen Dehydrieren schützt.

Auch Geodienste werden genutzt: Auf Healthmap.org(Externer Link - Öffnet in neuem Fenster) findet man eine interaktive Karte, auf der Krankenhäuser, Wasserstellen und Cholera-Ausbruchsherde verzeichnet sind. Über eine Handy-App lassen sich Cholerafälle per Smartphone melden.
Die Seuche im politischen Kalkül

Währenddessen wächst in der Bevölkerung der Zorn auf die UN-Schutztruppe "Minustah", die seit April in Haiti stationiert ist. Ihr wird vorgeworfen, nepalesische UN-Soldaten hätten die Cholera eingeschleppt. Die UN weist jede Schuld von sich. Ausländische Beobachter vermuten, dass Oppositionelle die Seuche instrumentalisieren, um das Land zu destabilisieren.

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