02 März 2010

Aufblasbar


LINZ. Drei Wochen lang hat Claudia Mühlberger (29) aus Steyr für „Ärzte ohne Grenzen“ in einem aufblasbaren Krankenhaus in Port-au-Prince (Haiti) gearbeitet. Die OÖN sprachen mit ihr.

OÖN: So ein Katastrophen-Einsatz bedeutet für die Hilfsmannschaften eine immense Belastung. Da stellt sich schon die Frage: Warum tut man sich so etwas an?

Mühlberger: Klar stellt man sich diese Frage, wo man es doch daheim so schön hat. Ich habe mich aufs Schlimmste eingestellt, hatte aber vom Bauch aus ein gutes Gefühl. Ich glaube, dass ich mich psychisch gut abkapseln kann. Mein Glück war aber sicher auch, dass kaum mehr Leichen auf der Straße gelegen sind, als ich angekommen bin.

OÖN: Sie haben in einem aufblasbaren Spital geholfen. Wie kann man sich das vorstellen?

Mühlberger: Es ist eine große Zeltstadt, in der wir gearbeitet und gewohnt haben. Sie wurde anstelle eines Krankenhauses errichtet, das bei dem Beben völlig zerstört wurde. Als biomedizinische Analytikerin habe ich mitgeholfen, die Blutbank wieder aufzubauen.

OÖN: Noch wird aber versucht, zumindest die Grundbedürfnisse wieder herzustellen.

Mühlberger: Es scheint, dass langsam wieder so etwas wie Normalität einkehrt. Ich habe Schweine und Hendln herumlaufen gesehen, es gibt auch wieder kleine Lebensmittel-Standln. Die Essensvorräte dürften wieder ausreichen. Ein Problem sind aber die notdürftigen Behausungen – ein Stecken mit einer Decke drüber, mehr ist das nicht. Das schützt kaum vor Wind und Regen.

OÖN: Wie haben Sie die Bevölkerung persönlich erlebt?

Mühlberger: Sehr herzlich und dankbar, sie geben nicht auf. Die Leute lachen einen an, sie sind froh, dass jemand da ist und hilft.

OÖN: Auch US-Schauspielerin Angelina Jolie wollte „helfen“ und besuchte das Spital. Wie haben Sie das empfunden?

Mühlberger: Da der Besuch eher geheim gehalten wurde, kann man nicht unbedingt von Show sprechen. Sie war eine Stunde lang da und hörte sich die Schicksale an.

OÖN: Kommt man nach so einem Einsatz nicht etwas demütig nach Hause?

Mühlberger: In gewisser Weise schon, ja. Da wird einem wieder bewusst, welches Glück man gehabt hat, hier in Österreich geboren zu sein.
Quelle: ooeNachrichten
Bild: Ärzte ohne Grenzen

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