02 November 2007

Rotes Kreuz: Praktisch keine Waisen unter den 103 Kindern

Die meisten der angeblichen Waisen, die die Hilfsorganisation Arche de Zoe nach Frankreich bringen wollte, haben noch Eltern oder enge Familienangehörige. Dies ergab eine Befragung durch das Rote Kreuz.

Unter den 103 Kindern, die eine französische Hilfsorganisation aus dem Tschad nach Frankreich bringen wollte, sind nach UN-Angaben nur wenige Waisen. Dies teilten das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, das UN-Flüchtlingskommissariat und das UN-Kinderhilfswerk UNICEF am Donnerstag (01.11.2007) mit. Gespräche mit den Kindern hätten ergeben, dass die meisten von ihnen aus dem Grenzgebiet zwischen dem Tschad und dem Sudan kämen und dass 91 von 103 sich auf mindestens einen Elternteil oder einen ähnlich engen Familienangehörigen berufen hätten, heißt es in einer in der Stadt Abeche im Osten des Tschad veröffentlichten Erklärung der drei Organisationen.
Lange Haftstrafen
Die Mitglieder der französischen Gruppe Arche de Zoe waren in der vergangenen Woche bei ihrem Versuch festgenommen worden, die Kinder im Alter von ein bis zehn Jahren außer Landes zu bringen. Die Mitarbeiter versichern, sie wollten Waisenkinder aus der sudanesischen Krisenregion Darfur retten. Die Regierung in N'Djamena erklärt hingegen, die Kinder stammten aus dem Tschad und seien zudem keine Waisen. Den festgenommenen Europäern drohen lange Haftstrafen.
Journalisten inhaftiert
Auch drei Journalisten, welche die Gruppe begleiteten, wurden von den tschadischen Behörden inhaftiert. Für die Journalisten setzt sich der französische Präsident Nicolas Sarkozy ein. In einem Telefonat mit seinem tschadischen Amtskollegen Idress Déby forderte Sarkozy ihre "schnellstmögliche Freilassung". Sarkozy habe dies "unter Berücksichtigung der Gesetzgebung des Tschad" gefordert, sagte Präsidentensprecher David Martinon am Mittwochabend. Bei den Journalisten handelt es sich um Marie-Agnès Peleran von France 3 Méditerranée, Marc Garmirian von der Agentur Capa und Jean-Daniel Guillou von der Foto-Agentur Synchro X.
Zuletzt war der belgische Pilot festgenommen worden, der in den vergangenen Wochen mit mehreren Flügen Kinder vom Grenzgebiet zwischen dem Tschad und dem Nachbarland Sudan in die 700 Kilometer entfernte Stadt Abéché im Osten des Tschad gebracht hatte. Dem Piloten werde "Beihilfe zur Entführung Minderjähriger" vorgeworfen, sagte ein Justizsprecher am Mittwoch in der Hauptstadt N'Djamena. Vor dem Piloten wurden bereits 18 andere Beschuldigte angeklagt, neun Franzosen, sieben spanische Crew-Mitglieder und zwei mutmaßliche Helfer aus dem Tschad.

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