30 Oktober 2010

Gründerpreis: Sauberes Wasser im Katastrophenfall

Der Multiunternehmer Stefan Oberhansl nutzt die Nanotechnologie für Filter. Erste Tests werden mit Hilfsorganisationen vorbereitet.

Stefan Oberhansl aus Marburg hat hohe Ziele. „Wir wollen in Katastrophenszenarien die statistische Sterblichkeitsrate in den ersten 72 Stunden deutlich herabsetzen“, hofft der Gründer der Cleanwater Systems GmbH. Aber das ist nicht das einzige Ziel, natürlich soll dieser Erfolg einhergehen mit dem wirtschaftlichen Erfolg seines jungen Unternehmens. Oder besser: Seines jüngsten Unternehmens, denn Oberhansl hat schon ein paar andere Firmen gegründet.

Das älteste darunter, die Gerina AG, hob Oberhansl im Jahr 2000 aus der Taufe. Seither ist er bei insgesamt neun verschiedenen eigenen Firmen sowie solchen von Gründern aus dem Freundeskreis als Gesellschafter, Investor, Geschäftsführer, Vorstand oder Aufsichtsrat aktiv. Die Branchen, in denen Oberhansl sich dafür tummelt, sind unterschiedlich: Eine Werbeagentur ist dabei, ein Unternehmen, das Schnelltests auf Schwangerschaft, Gluten oder Cholesterin vertreibt, ein IT-Dienstleister, eine Beteiligungsgesellschaft, ein Im- und Export-Unternehmen in Hong Kong oder ein Biotech-Start-up. Und nun will Oberhansl die Menschen in Asien vor gefährlichen Bakterien im Trinkwasser retten – mit Nanotechnik.

Eine Arbeitsgruppe im Fachbereich Chemie der Marburger Universität hat ein Geflecht entwickelt, in dem die Poren außerordentlich klein sind, im Nano-Bereich. Im Kontakt mit Biologen stellte sich heraus, dass die Öffnungen im Geflecht so winzig sind, dass sie praktisch keinerlei Bakterien durchlassen – insbesondere jene nicht, die Trinkwasser verunreinigen. Diese Bakterien – und künftig möglicherweise auch Viren – kann der Filter von Cleanwater Systems herausfiltern und so aus Schmutzwasser trinkbares machen. Und zwar sehr schnell. Für Oberhansl ist der Filter deshalb optimal geeignet für den Einsatz bei akuten Notlagen.

Erste potenzielle Kunden zeigen bereits großes Interesse an der Technologie, so Oberhansl. Nachdem der Prototyp alle Tests erfolgreich durchlaufen hat, geht es nun an die Produktion einer ersten Kleinserie, aus der dann Testexemplare an mögliche Kunden unter Hilfs- und Katastrophenschutzorganisationen gehen sollen. Auch werden die Filter zur Finanzierung der Entwicklung des Hauptproduktes seit Mai im Bereich Haushaltstechnik in Kleinserie bereits kommerziell vermarktet.

Zur Person:
Stefan Oberhansl hat 2009 die Cleanwater Systems GmbH gegründet. Die Filtertechnologie entwickelt Cleanwater mit Wissenschaftlern der Philipps-Universität in Marburg.
Beim hessischen Gründerpreis stehen neun Gründer in drei Kategorien (mutige Gründung, geschaffene Arbeitsplätze, innovative Idee) im Finale. Oberhansl wurde für seine innovative Idee nominiert.

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