05 Oktober 2007

Deutsch-Schwedischer WatSan-Einsatz im Sudan

Die Regenzeit kam früher als sonst
"Auf die Regenzeit freuen sich die Menschen das ganze Jahr. 2007 kam dann alles anders. Die Niederschläge begannen einen Monat vor der üblichen Zeit. Zweimal waren sie so heftig, dass es zu großen Schäden kam", sagt Osman. Die Menschen hätten Angst, dass die Regenfälle mit dem Klimawandel zusammenhängen. Insgesamt 17 afrikanische Länder sind zurzeit von Überflutungen betroffen.
Faqeir Edris Faqeir befürchtet, dass sich in den gewaltigen Wasserlachen im Viertel die Moskitos vermehren und mit ihnen Malaria über seine Familie kommt. Auch die finanzielle Zukunft sieht er mit Besorgnis. "Wie sollen wir das alles wieder aufbauen, womit das Verlorene bezahlen?", seufzt der alte Mann. Süßigkeiten, Socken und Seife haben die Faqeirs verkauft. Die meiste Ware ist verdorben.
Unbrauchbar ist auch der Wasserhahn, der aus dem Schlamm hervorragt. Der alte Mann dreht ihn auf, es kommt kein Tropfen heraus. Aber das verschmutzte Wasser könnte die Familie ohnehin nicht trinken. Damit das Flutwasser abfließen kann, wurden in den betroffenen Vierteln Gräben gezogen. Eine ungeliebte Folge der hastigen Graberei: Viele Wasserleitungen sind beschädigt, das Wasser verschmutzt. Im Viertel der Faqeirs ist kaum noch eine Latrine intakt. Fäkalien, Müll - alles wurde fortgeschwemmt.



"Nach einer Katastrophe die Versorgung der Betroffenen mit sauberem Trinkwasser sicherzustellen, ist eine der wichtigsten Aufgaben", sagt DRK-Teamleiter Johann Keppler. "Sonst drohen Durchfallerkrankungen und Seuchen. In Kosti werden wir mindestens 20.000 Menschen mit Trinkwasser versorgen, eventuell wird die Kapazität noch erhöht."
Hinter Keppler glänzen zwei Wassertanks in der Sonne. Gerade eben aus Deutschland eingeflogen und aufgebaut, keine zwei Kilometer Luftlinie von den Faqeirs entfernt. Bald wird ein dritter Tank stehen.
"Wir pumpen das kontaminierte Wasser aus der vorhandenen Leitung in die Tanks, reinigen es und stellen es dann zur Verteilung an die Bevölkerung zur Verfügung. Das Wasser wird zuerst mit Eselkarren verteilt, schrittweise muss dann das Leitungssystem in Ordnung gebracht werden", so Keppler.
Hilfe zur Selbsthilfe
Wolfgang Hahn heißt der zweite Deutsche im Team, daneben sind zwei Schweden und ein Kenianer im Einsatz. Vier bereits ausgebildete Helfer des Sudanesischen Roten Halbmonds packen beim Aufbau und Betrieb ebenfalls mit an, zehn weitere Helfer aus Kosti sollen trainiert werden. "Wenn das Deutsche Rote Kreuz abzieht, sind unsere Freunde vom Sudanesischen Roten Halbmond bestens ausgebildet. Das ist eine wichtige Stärkung für den zukünftigen Katastrophenschutz vor Ort, eine Investition in eine sicherere Zukunft", sagt Keppler.
Keine zwei Kilometer entfernt lebt ein 70-Jähriger in Trümmern. Faqeir Edris Faqeir hat an diesem Tag nicht mehr viel aus dem Schlamm retten können. Sauberes Trinkwasser aus dem Hahn, das wäre ein wichtiger Anfang.

Der Journalist und Fotograf Till Meyer arbeitet neben seiner Tätigkeit als Tageszeitungsjournalist regelmäßig für das DRK.
Quelle: n24.de

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