27 Februar 2010
25 Februar 2010
Engelsgleich
ASB-Helfer Ronald Heyne mit Patientin Fabienne im Feldkrankenhaus in Fond Parisien an der Grenze zur Dominikanischen Republik.
Mit den Rettungstrupps, den Hilfsgütern und Ärzten kamen auch die Kamerateams, die Satellitenwagen und die Journalisten. Und die Bilder von der Katastrophe fluteten in die heimischen Wohnzimmer. Kinder mit abgetrennten Gliedmaßen, alte Menschen, die durch den Staub taumeln und Mütter, die weinend auf der Suche nach ihren Töchtern und Söhnen sind. Wem diese Bilder zu viel werden, der schaltet einfach ab. Dem Dreieicher Ronald Heyne fehlte 14 Tage lang die Fernbedienung. Der Helfer vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) saß nicht vor dem Fernsehgerät, sondern er erlebte das Ausmaß der Katastrophe hautnah. Mit drei Kollegen reiste er für zwei Wochen in das Erdbebengebiet, um zu helfen. „Wir sind in Fond Parisien angekommen und haben unser Camp aufgebaut. Jens und Kalle werden ab morgen im Diagnosezelt eingesetzt. Ich werde die Aufstellung weiterer Patienten-Zelte organisieren“, schreibt Heyne am 29. Januar in das Einsatztagebuch. Eigentlich sollten er und seine drei Kollegen nur medizinische Hilfsgüter nach Haiti bringen. Spontan verlängerten sie ihren Aufenthalt, um andere Organisationen zu unterstützen und Patienten zu helfen. Einsatzort war das Feldkrankenhaus in Fond Parisien an der Grenze zur Dominikanischen Republik.
Jeden Tag kamen mehr Patienten
Zu acht schlafen die Menschen in den Zelten. Am ersten Tag baute Ronald Heyne 14 Zelte auf. Am zweiten 28. Keine Minute zu früh spannte er Planen über die Gestelle. Jeden Tag kamen mehr Patienten. Schnell waren die neuen Plätze belegt.
Auf Felsen und ohne Hammer mussten er und seine Kollegen die Unterkünfte errichten. „Es gab viele Ärzte und eine gute Ausstattung, es fehlte aber jemand für die handfesten Aufgaben“, erzählt er. Der Verfahrensplaner kümmerte sich um die Logistik, verlegte Böden in einem OP-Zelt und kümmerte sich um die Verteilung der Patienten. Seine spezielle Ausbildung half ihm, die ungewöhnlichen Aufgaben zu bewältigen. Seit zwei Jahren gehört er zum First Assistance Samaritan Team (FAST), das auf den Einsatz in Katastrophengebieten spezialisiert ist. Für den 40-Jährigen war es jedoch der erste Auslandseinsatz. Sein medizinischer Hintergrund als ehemaliger Rettungsassistent, die Schulungen in Stressbewältigung, Sicherungstraining und interkultureller Kommunikation, kamen ihm dabei zugute. Auch die psychologische Betreuung durch den ASB half bei der Bewältigung der traumatischen Erlebnisse.
"Irgendwann hat man nicht mehr gefragt"
Den meisten Menschen im Feldkrankenhaus fehlte ein Arm, eine Hand, ein Bein oder Fuß. Viele von ihnen hatten Angehörige verloren, die meisten waren obdachlos. Der ehrenamtliche Helfer kann sie nicht zählen, die traurigen Geschichten, die die Haitianer zu berichten wussten. „Irgendwann hat man nicht mehr gefragt“, sagt er. Das Schicksal eines kleinen Mädchens hat Ronald Heyne besonders gerührt. Die Ärzte taten alles, damit das Kind seinen schwer verletzten Daumen behalten konnte und die Vierjährige dankte es ihnen mit ihrem fröhlichen Wesen, obwohl es bei dem Beben seine Mutter verloren hatte. „Trotz des Elends war die Stimmung unter den Haitianern nicht depressiv“, berichtet Heyne.
Jeden Abend traf er sich mit seinen Kollegen zum Gespräch. Für das Quartett war es wichtig, sich über das Erlebte auszutauschen. Die Helfer hatten die Möglichkeit, jederzeit mit Psychologen in Deutschland zu telefonieren. Auch nach dem Einsatz wurden sie psychologisch betreut.
Trotz der Erlebnisse würde Heyne jederzeit wieder in das Katastrophengebiet aufbrechen. Auch wenn er dafür jedes Mal Urlaub einreichen muss. „Wer stark ist, kann Schwache tragen“, sagt er und lächelt. Zu sehen, wie viel Hilfe in dem Karibikstaat ankam, hat ihn bewegt. „Unser Einsatz endet heute“, ist im letzten Eintrag des Tagebuchs zu lesen. „In Fond Parisien haben wir unsere Medikamente und Hilfsmittel an Partnerorganisationen übergeben. Das Feldkrankenhaus wird sicher noch Monate in Betrieb sein. Für viele Haitianer wird das Leben nie wieder werden, was es einmal war.“
Heimkehr
Zurück in Münster berichten die beiden DRK-Helfer über ihren anstrengenden, dazu emotionalen Kampf mit der Grundversorgung der Hilfsbedürftigen. „Die Not in Haiti ist um ein Vielfaches größer als damals beim Tsunami in Sri Lanka“, schildert Prof. Dr. Joachim Gardemann, der Leiter des mobilen Krankenhauses, die Situation. Der Mediziner stellt zusammen mit dem Techniker Claus Muchow schon ein eingespieltes und erfahrenes Team dar. Beide haben etliche Projekte u.a. im Kongo, Kosovo oder Sudan betreut. Rückblickend auf ihren achten Einsatz bilanziert das Duo: „Es war der zweitschwierigste Einsatz bisher“.
Pflegestationen
Der 55-jährige Arzt betreute früher Kinder, seit 1994 setzt er sich für Menschen in Not ein. Muchow ist ausgebildeter Bezirksschornsteinfeger und ist für die komplette Technik des Hospitals zuständig. „Die eine Hälfte des DRK-Lagers besteht aus den Pflegestationen, die andere aus Schreinereien, Elektrogeneratoren, Wasserwerken und weitere notwendige Technik“, berichtet Muchow.
Das Krankenhaus versorgt täglich 5.000 Personen aus der unmittelbaren Umgebung mit Wasser. 200 lokale und weitere 80 ausländische DRK-Kräfte arbeiten in der Station, und behandeln jeden Tag bis zu 350 Patienten. Sätze von Eingeborenen wie „Ihr seid das größte und bestausgestattetste Krankenhaus in ganz Haiti“ hörten die beiden Samariter als Rückmeldung häufiger.
Tropenkrankheit Malaria
Als Anlaufstätte diente das Fußballstadion von Carrefour. Es blieb von der Erschütterung weitgehend verschont, bot den einzigen freien Standort in der Stadt. „Sobald wir die DRK-Flagge gehisst hatten, kamen die Menschen in Scharen bei uns an. Ab da arbeiteten wir rund um die Uhr“, erzählt der ehemalige Kinderarzt. „Ein großes Problem stellte die Tropenkrankheit Malaria dar. Da die Bewohner entweder in Zelten oder größtenteils sogar unter freiem Himmel schliefen, hatten die Mücken leichte Opfer. Wir diagnostizierten jeden Tag 40 bis 50 neue Fälle mit dem Sumpffieber“, offenbart der Leiter.
"Schlechte Infrastruktur"
Die Zwei beobachteten zudem, dass neben den Erdbebenopfern die meisten Patienten „alltägliche Kranke“ waren, die keinen Platz in den überfüllten Kliniken fanden. Geburten, Schädelverletzungen oder Darmoperationen gehörten zum Alltag der vergangenen vier Wochen. „Nach dem Erdbeben kann man die schlechte Infrastruktur deutlich sehen“, betont Gardemann. Das DRK hat aus diesem Grund einen dreijährigen Rettungsplan konzipiert. „Wir legen nicht auf die schnellste, sondern auf die nachhaltigste Hilfe Wert“, verdeutlicht Dr. Jörg Twenhöven, der Präsident des DRK-Landesverbandes Westfalen-Lippe. Die Stationen bleiben mitsamt allen Anlagen daher auch nach dem Einsatz der DRK-Helfer auf Haiti. Im Moment beginnt eine umfangreiche Impfkampagne, die gegen mögliche Epidemien vorbeugt.
Intensive Vorbereitung
Im Fokus der weiteren Arbeit steht die intensive Vorbereitung auf die Regen- und Hurrikan-Zeit. Auch die stabilen DRK-Zelte können den Witterungsverhältnissen nicht Stand halten. Das Unternehmen RWE hat bereits einen Check über drei Millionen Euro für den Umzug der Station in ein sicheres, zudem festes Domizil gespendet. Für das langfristige Vorhaben, die Versorgungsstruktur in Carrefour wieder aufzubauen, hofft das DRK auf weitere Überweisungen.
Bild: Fußballstadion von Carrefour
23 Februar 2010
Haiti, what else?
22 Februar 2010
21 Februar 2010
Erste Helfer aus Haiti zurück
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„Wir haben mit lokalen Helfern im größten Obdachlosen-Camp, direkt beim eingestürzten Rathaus von Leogane, Latrinen gebaut. Die Bewohner haben selbst den Platz dafür gereinigt“, berichten die zurückgekehrten österreichischen Rotkreuz-Mitarbeiter. Auch in vielen anderen Camps der Region wurden Latrinen errichtet, zudem wurden Hygienetrainings begonnen. Auch die Vernetzung der Österreicher mit anderen Rotkreuz-Gesellschaften vor Ort funktionierte wunderbar.
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Bilder des ersten Teams und ihrer Arbeit finden sie hier...
Teamwechsel
In Haiti blieben Mike W., Georg E. und Gottfried St. Letzterer arbeitet nun für das DRK.
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19 Februar 2010
TWA Info
Bitte um verlässliche Teilnahme.
15 Februar 2010
"Nachbar in Not": 12 Millionen Euro Spenden
Der Caritas-Auslandshilfe-Chef und Vorstandstandsvorsitzende von "Nachbar in Not", Christoph Petrik-Schweifer, sprach in einer Aussendung von einem "enormen rot-weiß-roten Signal der Hoffnung". Die größte Herausforderung für die Hilfsorganisationen sei nun die bevorstehende Regenzeit: "Hunderttausende Menschen brauchen jetzt dringend ein Dach über dem Kopf. Auch hier unterstützt 'Nachbar in Not' die Erdbebenopfer in Haiti", so Petrik-Schweifer.
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Homöopathen ohne Grenzen
Es gibt in Nordamerika - die Homeopaths without Borders North America. Und leider tragen die ihren Zauber jetzt in das völlig zerstörte Haiti - stolz stellen sie ihre Ziele vor:
* Kontakt herstellen mit medizinischem Personal in Haiti oder der dominikanischen Republik, das den HWB bekannt ist
* Den Bedarf aus den Beschreibungen dieses Personals ermitteln
* Ein oder mehrere Waisenhäuser auswählen
* Eine Gruppe Helfer sei bereits unterwegs
* Spenden erhalten für Vorräte und um die Helfer zu unterstützen
* Der Welt mitteilen dass die HWB in Haiti sind
Auf ihrer Seite verkünden sie stolz, bereits über 1000 Klinikpatienten behandelt zu haben. Und es sind 400 Kilogramm "equipment, remedies and medical supplies" transportiert worden. Ich hoffe inständig, dass dort auch wirklich Medizin dabei ist und nicht nur Globuli.
Es ist davon auszugehen, dass die Menge an Material und Helfern, die man nach Haiti bringen kann, begrenzt ist. Mich schüttelt es einfach nur bei dem Gedanken, wie unsere aufgeklärte Welt zulassen kann, dass Teile dieser Ressourcen verschwendet werden, um Waisenkinder (!) mit Wasser und Zuckerkugeln zu behandeln. Oder Bibeln. Oder Scientology.
Quelle: www.scienceblogs.de
14 Februar 2010
Haiti: Lage stabilisiert sich
Exakt einen Monat nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti haben sich Infrastruktur, Logistik und die Versorgung mit Hilfsgütern offenbar so weit verbessert, dass Millionen Haitianer mittlerweile versorgt und ihre akute Not gelindert werden konnte. Laut World Food Programme (WFP) benötigen die rund drei Millionen Erdbebenopfer weiterhin vor allem Wasser, Unterkunft und Nahrungsmittel. Die Österreichischen Hilfsorganisationen haben unterdessen ihre Projekte erfolgreich "installiert", die Versorgung der Menschen läuft auf Hochtouren.
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13 Februar 2010
Größter Einsatz aller Zeiten
Als größte humanitäre Organisation vor Ort, leistet das Rote Kreuz seit den ersten Stunden Hilfe. Rund 10.000 Mitarbeiter und Freiwillige des Haitianischen Roten Kreuzes werden von mittlerweile 600 internationalen Kollegen aus 35 Ländern unterstützt. Bis heute wurden rund 2.600 Tonnen Hilfsgüter nach Haiti transportiert, rund 200.000 Personen wurden damit versorgt. Täglich werden mehr als 1 Million Liter Trinkwasser an etwa 300.000 Betroffene ausgegeben, insgesamt wurden 15 Millionen Liter Trinkwasser verteilt. Ein weiterer Schwerpunkt der Rotkreuz-Hilfe gilt der Hygiene- und Sanitärversorgung, um Krankheiten und Seuchen vorzubeugen.
Das Österreichische Rote Kreuz hat derzeit neun Mitarbeiter vor Ort. Das Experten-Team versorgt die Bevölkerung in und um Leogane mit grundlegenden sanitären Einrichtungen. Rund 85 Tonnen Hilfsgüter wurden vom ÖRK nach Haiti geliefert, darunter 2.000 Erste-Hilfe-Pakete, Krankentragen und medizinische Güter.
Quelle: APA
12 Februar 2010
EU Militärmission soll Unterkünfte in Haiti bereitstellen
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09 Februar 2010
Erste Rotkreuz-Ablöseteam bricht nach Haiti auf.
Quelle: ÖRK
Bild: Symboldarstellung
Haiti braucht weiter Hilfe
"Man arbeitet rund um die Uhr und versucht sein Bestes zu geben" - so beschreibt Palkovits seinen Einsatz in Haiti. Er war für die Wasseraufbereitung zuständig. Die Bevölkerung brauche weiterhin dringend Hilfe. Daher wird Palkovits auch am Mittwoch schon wieder nach Haiti fliegen.
Seine Aufgabe ist es, für die Internationale Rot-Kreuz-Bewegung die Strategie für den Wiederaufbau in Haiti in den nächsten drei Jahren vorzubereiten.
Die internationale Hilfe sei in Haiti voll angelaufen, so Palkovits, 22 Nationalgesellschaften des Roten Kreuzes seien im Einsatz: "Wir haben mittlerweile über 200.000 Menschen mit Hilfsgütern erreicht."
Das Österreichische Rote Kreuz konzentriere sich weiter auf die Themen Wasser und Abwasser. Ein siebenköpfiges Team baue für die Menschen in Haiti Latrinen, betreibe Abfallwirtschaft und informiere die Menschen, wie sie mit den hygienischen Verhältnissen umgehen sollen, um den Ausbruch von Seuchen zu verhindern.
"Die Menschen in Haiti sind extrem dankbar und haben natürlich mitbekommen, wie groß eigentlich hier die Hilfsbereitschaft international für ihre traurige Situation ist", erzählt Palkovits.
Impfkampagne startet in Port-au-Prince
Die Impfkampagne konzentriert sich im Moment auf Port-au-Prince, weil die Menschen dort am meisten vom Ausbruch von Seuchen bedroht sind. "Die Menschen leben in extrem prekären Verhältnissen, die ihre Gesundheit direkt bedrohen", erklärt Dr. Richard Munz, der Gesundheitskoordinator des Roten Kreuzes für Haiti.
Organisiert wurde die Impfaktion vom haitianischen Gesundheitsministerium, UNICEF und der Pan Amerikanischen Gesundheitsorganisation PAHO. Das Rote Kreuz wird die Impfungen durchführen. Über 100 Freiwillige des Haitiansichen Roten Kreuzes werden in den kommenden Tagen etwa 80 Prozent der Menschen in Notunterkünften impfen.
Das Rote Kreuz erwartet, dass etwa 1.800 Menschen am ersten Tag der Kampagne geimpft werden können. Das erste Camp, in dem geimpft wird, liegt am alten Rollfeld des Flughafens und beheimatet etwa 30.000 Personen.
"Wir impfen hauptsächlich gegen masern, aber auch gegen Diphterie und Tetanus. Die Menschen bekommen auch Vitamin-A-Präperate und Entwurmungsmedikamente als Teil der Behandlung", erklärt Dr. Munz weiter. "Es ist sehr wichtig, dass wir die Risikogruppen schnell erreichen."
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weiters berichten: IFRC (engl.); Kleine Zeitung;
Erster steirischer Helfer für Haiti
Seit Wochen ist Dieter Gabrovec startbereit, am Dienstag geht es nun nach Haiti: "Wir fliegen über Paris nach Santo Domingo, werden dort von einer Rot-Kreuz-Delegation erwartet, übernachten dort und werden dann sehen, wer uns wie ins Einsatzgebiet nach Leogane bringt."
In Haiti wird Gabrovec für die kommenden fünf Wochen im Einsatz sein: "Nach den letzten Informationen werden wir in Leogane sein, das ist eine größere Stadt östlich von Port-au-Prince. Wir werden dort vorrangig Latrinen errichten und Trinkwasser in den Camps verteilen."
Seit 30 Jahren ist Dieter Gabrovec Rot-Kreuz-Helfer - er war schon in zahlreichen internationalen Katastrophengebieten im Einsatz, etwa nach dem Tsunami. Für Haiti nimmt sich der gelernte Elektrotechniker wie immer bei seinem Arbeitgeber Urlaub: "Meine Kolleginnen stehen eigentlich sehr stark hinter meinem 'Hobby', unterstützen mich sehr, indem ich mit ihnen alles besprechen kann, was während meiner fünf Wochen Abwesenheit aufgearbeitet werden muss."
Angst hat er keine - das Rote Kreuz schicke seine Mitarbeiter nur in Gegenden, die als sicher gelten. Das wichtigste sei nun, dass die Versorgung der Erdbebenopfer lückenlos hergestellt werden könne, so Gabrovec.
05 Februar 2010
Nachhut
Drei weitere Helfer reisten nach Haiti abDas mobile medizinische Team des Samariterbundes in Haiti ist seit 24. Jänner 2010 im Einsatz. Am Donnerstag, 4. Februar 2010, ist nun ein weiteres, dreiköpfiges Team des Samariterbundes abgereist, um einen Teil der Mannschaft abzulösen.
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Zuletzt haben die Experten des Samariterbundes das zweitgrößte Spital von Port-au-Prince besichtigt, wo die Ärzte momentan in Zelten auf dem Parkplatz operieren.
Seit 26. Jänner 2010 ist das mobile medizinische Team des Samariterbundes im Auftrag der Vereinten Nationen in der Region Leogane unterwegs, um jene Menschen zu versorgen, zu denen bisher noch kaum Hilfe durchgedrungen ist. Es befinden sich insgesamt sieben Mitarbeiter des Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs in Haiti. Damit stellt der Samariterbund eines der größten Einsatzteams österreichischer Non-Profit-Organisationen im Erdbebengebiet.
04 Februar 2010
Kein BabyDoc-Geld für Haiti
Der Versuch der Mildtätigkeit hatte allerdings einen Haken: Die in der Schweiz geparkten 4,6 Millionen Dollar waren die Reste der systematischen Plünderung der haitianischen Staatskasse und die eidgenössischen Richter verweigerten aus diesem Grund die Herausgabe an Duvalier.
....Das Geld könnte in Haiti jedenfalls gut gebraucht werden. Nach Angaben von Helfern gibt es auch drei Wochen nach dem Beben noch immer unversorgte Verletzte und Obdachlose. "Man stößt immer wieder auf Camps, wo noch keine Hilfskräfte waren", schilderte die österreichische Rot-Kreuz-Mitarbeiterin Andrea Reisinger die Situation. "Es gibt hier einfach so viele Betroffene."
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Die einzige Wahl ist Weiterleben
Menschen, die zu Tausenden im Zentrum von Port-au-Prince beim zerstörten Präsidentenpalast auf der Straße sitzen, verzweifelt, weil Angehörige und Freunde tot sind, verzweifelt, weil ihr gesamtes Hab und Gut ebenso unter den Trümmern begraben liegt. Notdürftig spannen sie sich was auch immer zum Schutz vor Sonne oder Regen über den Kopf. Bilder wie aus einer im Krieg zerbombten Stadt.
Die Aufgabe des österreichischen Rotkreuzteams ist es in erster Linie, für Hygiene in den Flüchtlingscamps zu sorgen, sprich: Latrinen zu bauen, die Versorgung mit Nutzwasser sicherzustellen, ordentliche Zu- und Abflüsse zu graben. Wenn es darum geht, den Ausbruch von schweren Krankheiten und Seuchen zu verhindern, hat das oberste Priorität.
„Wir haben aus dem Nichts heraus operiert“, sagt Reisinger, die mit zwei Kollegen an Tag fünf nach der Katastrophe in Port-au-Prince angekommen war – als Vorhut für die nachfolgende Einsatztruppe von Technikern, die die Sanitäranlagen errichteten. Auch die Helfer übernachteten stets unter freiem Himmel, Wasser zum Waschen war Mangelware.
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03 Februar 2010
Audioupdate: Andreas Cermak
Andreas Cermak, Hygiene- und Trinkwasserdelegierter des Österreichischen Roten Kreuzes im Interview über die aktuelle Lage. Gemeinsam mit den anderen Österreichern und Kollegen vom Spanischen Roten Kreuz ist er in Léogang, ca. 1 Autostunde von Port-au-Prince entfernt stationiert.
Was tun sie aktuell in Léogang?
OT Andreas Cermak
Wie spielt sich ihr Tagesablauf in Haiti ab?
OT Andreas Cermak
Was haben Sie für die nächsten Tage geplant?
OT Andreas Cermak
„Alles viel schlimmer als wir dachten“
Sie sind mitten im Zentrum der „Erdbebenhölle“ von Haiti stationiert: Der Rotkreuz-Experte aus Attnang-Puchheim arbeitet seit einer Woche mit Kollegen aus Österreich, Frankreich und Spanien in Leogane, etwa 35 Kilometer westlich der Hauptstadt Port-au-Prince. „Die Menschen leben im bzw. unterm Schutt und Müll. Sie werden auch schon sehr ungeduldig“, berichtet Staufer in einer E-Mail und einem Telefonat.
Den Helfern wurde ein Flüchtlingslager mit rund 10.000 obdachlosen Bebenopfern zugewiesen. Vordringlichste Aufgabe ist es nun, die hygienische Situation halbwegs in den Griff zu bekommen. Das heißt für die Helfer: Latrinen bauen, Trinkwasser sichern und einfachste Hygienemaßnahmen durchführen.
Staufer wurde auch schon von mehreren starken Nachbeben überrascht. „Wir sind aber ohnehin in Zelten untergebracht, da kann uns nicht allzu viel passieren“, schildert er. Angst habe er keine, doch die Anspannung steige täglich. „Die Sicherheitslage ist noch okay, die kanadische Polizei ist ganz in der Nähe von uns stationiert. Die US-Army ist sowieso fast überall“, schreibt der Attnanger an seine Kollegen in Vöcklabruck.
Groß ist auch der psychische Druck auf die Helfer. Gottfried Staufer erzählt, dass immer wieder Kinder zu ihnen kommen, die nicht wissen, wie es weitergeht. „Sie wurden nach der Erstversorgung einfach auf die Straße gesetzt, wissen nicht, was mit ihren Eltern ist und wo sie hin sollen.“ Dazu kommt die schwüle Hitze mit bis zu 38 Grad. Rund fünf Millionen Liter sauberes Trinkwasser wurden vom Roten Kreuz in den vergangenen zwei Wochen zur Verfügung gestellt. Staufer wird in den nächsten Tagen auch bei der Trinkwasseraufbereitung mithelfen.
02 Februar 2010
O-Ton Gottfried
zum Audiofile...
Was ist ein Tippy-Tap?
Die Idee vom “Tippy Tap” wurde von den Hygiene Promotion Kurs Teilnehmern voll aufgenommen. Schon anderntags fanden wir ein funktionstüchtiges und stark im Einsatz befindliches Tippy Tap am Markplatz von Kimamba town installiert.
mehr über Tippy-Taps:youtube; the tippy-Tap; Akvo.org; How to make a Tippy-Tap (Pdf)
Hellmonsödterin in Port-au-Prince: „Für Albträume blieb keine Zeit“
OÖN: Sie haben bei Ihrem Einsatz nach Menschen gegraben. Haben Sie Überlebende geborgen?
Schöffl: Ja, wir haben sieben Tage nach dem ersten Beben eine ältere Dame im Schutt gefunden. Ein Wunder. Und die gibt es in Haiti immer wieder. Als die Frau die Mannschaft mit den zirka zehn Helfern gesehen hat, hat sie weinend zu jedem einzelnen gesagt: „Je t’aime – ich liebe dich!”
OÖN: Sie war unverletzt?
Schöffl: Beinahe – sie war nur an der Hüfte verwundet, erschöpft und ausgetrocknet. Die Frau hatte einen enormen Willen zu überleben. Diese Situationen ermuntern die Helfer, selbst wenn die Nachbeben das Land in Angst und Schrecken versetzen.
OÖN: Wie haben Sie die Nachbeben erlebt?
Schöffl: Alle Menschen sind aus ihren Ruinen auf die Straßen gelaufen. Es herrschte absolute Panik und Chaos.
OÖN: Das sind Ausnahmesituationen, die unter die Haut gehen.
Schöffl: Die Zerstörung ist unvorstellbar. Ich hoffe, dass ich nie wieder so viele arme Menschen auf einmal sehen muss. Nicht nur Port-au-Prince ist zerstört, auch Leogane, eine Stadt mit 150.000 Einwohnern. Kinder laufen streunend durch die Straßen und suchen heulend nach ihren Eltern.
OÖN: Verfolgen einen solche Bilder auch in den Schlaf?
Schöffl: Für Albträume blieb mir keine Zeit, denn die Helfer schlafen sehr wenig. Man muss jede Ruhepause nützen, auch körperlich ist es sehr anstrengend drüben – die enorme Hitze setzt jedem zu.
OÖN: Und jetzt, einige Tage nach Ihrer Rückkehr?
Schöffl: Die Bilder kommen zurück, ich beginne, aufzuarbeiten. Ich verarbeite durch Reden. Ich habe in diesen zwei Wochen so viel erlebt. Schreckensbilder zum einen. Aber ich war in Haiti ja auch zehnmal so aktiv wie sonst. Es ist nur ein Teil von mir wieder zurück in Österreich.
OÖN: Wie?
Schöffl: Wenn ich heute bei der Haustür hinaus gehe, dann denke ich an Haiti. Da würden jetzt die Leute vor ihren Zelten sitzen, Angehörige suchen.
OÖN: Welche Hilfe brauchen die Menschen nun am dringendsten?
Schöffl: In vier bis sechs Wochen setzt die Regenzeit ein. Dann müssen alle Notzelte stehen. Die Leute haben ja kein Dach über dem Kopf. Auch medizinische Hilfe fehlt. Selbst wenn das Spendenvolumen verdreifacht werden würde, wäre nicht genug Geld da.
OÖN: Bei uns wurde der Hilfseinsatz als ineffizient und zu langsam kritisiert. Wie haben Sie das erlebt?
Schöffl: Man darf nicht vergessen, dass viele Mitarbeiter von Organisationen, die in Haiti schon vor dem Beben stationiert waren, traumatisiert sind. Wer solche Angst hat, der kann nicht hundertprozentig funktionieren. Der Aufbau von Hilfsstrukturen nach einer solchen Katastrophe dauert einfach. Man hat zwei Möglichkeiten.
OÖN: Die wären?
Schöffl: Man kann schnell sein. Dann bekommen halt wieder nur die Stärksten etwas und nicht jene, die es am nötigsten haben. Wir von der Caritas haben oft völlig bewusst ein paar Stunden oder sogar einen Tag „hergeschenkt“. Haben Frauen – sie sind für die Ernährung der Angehörigen zuständig – Bons gegeben und ihnen gesagt: Kommt morgen, da und da hin und ihr bekommt für den Bon Lebensmittel.
OÖN: Wie präsent war das US-Militär?
Schöffl: Sehr präsent und das war gut so. Ich hatte kein negatives Erlebnis mit den Soldaten. Wenn sich 5000 Menschen, die Hunger haben, um Lebensmittel anstellen, dann kommt es schon mal zu Drängeleien. Die Soldaten haben das in geordnete Bahnen gelenkt.
OÖN: Sind Sie stolz auf sich?
Schöffl: Ich bin eher verwundert, dass mir Leute sagen, ich hätte meine Sache gut gemacht. Ich habe mich für die Arbeit bei einer Hilfsorganisation entschieden, da war es einfach nur ein nächster Schritt.
OÖN: Wann fliegen Sie wieder nach Haiti?
Schöffl: Ich weiß es noch nicht. Es sind viele lokale Caritas-Helfer im Land. Sie kennen die Strukturen besser und können so auch konkret helfen.