Wallerstein (pm) – Nach rund 18 Wochen Einsatz in Haiti kehrt der Hubschrauber der bayerischen Heli Aviation GmbH nach Deutschland zurück. Kurz nach dem verheerenden Erdbeben im Januar 2010 wurde der so genannte „Haiti-Heli“ mit Hilfe der Stiftung BILD hilft e.V. – “Ein Herz für Kinder” in Haiti zur humanitären Hilfe stationiert. Während des Einsatzes konnten hunderte Menschen gerettet sowie zahlreiche Hilfskräfte und Hilfsgüter in das Katastrophengebiet befördert werden. Jetzt versucht Heli Aviation seit Monaten, eine letzte Hilfslieferung ins Land zu bringen – bislang vergeblich.
Haiti liegt in Trümmern, die Infrastruktur des Landes ist zusammengebrochen. Die US-Armee hat die Organisation des Flughafens in Port-au-Prince übernommen und koordiniert dort eigene Hilfslieferungen. Mehrere deutsche Hilfsorganisationen errichten ihre Basislager in Higuero, einem kleinen Flugplatz westlich der dominikanischen Hauptstadt Santo Domingo. Doch sie haben keine Möglichkeit, ihre Hilfe nach Haiti zu bringen, denn aufgrund der vom Beben zerstörten Straßen sind viele Gebiete nur per Luftweg zu erreichen, Hubschrauber werden ihnen nicht zur Verfügung gestellt.
Mittlerweile sind sieben Monate seit dem Erdbeben vergangen, und der Haiti-Heli ist wieder in Deutschland angekommen. Doch Hilfe wird in Haiti nach wie vor dringend benötigt, denn noch immer prägen Trümmer und Elend das Bild des schon vor der Katastrophe ärmsten Landes der westlichen Hemisphäre. Im Mai wurde das Team des Haiti-Heli von Dr. Mark Fulton an der Klinik in Saintard, einem Kinderkranken- und Waisenhaus 45 km nördlich von Port-au-Prince, darum gebeten, so schnell wie möglich orthopädisches Material zur Verfügung zu stellen. So konnten binnen zwei Wochen dank großzügiger Spenden der Sanitätshäuser Feix (Nördlingen) und Hilscher (Dillingen) über 350 Krücken, 53 Rollstühle und knapp zwei Dutzend Gehwägen gesammelt werden, die seitdem im Logistikzentrum der Spedition Honold auf ihren Weitertransport warten.
Doch die Einfuhr von Hilfsgütern wird von Haiti blockiert. Container stapeln sich bereits in den Häfen und dürfen den Zoll dort nicht verlassen. Grund: Häufig falsch ausgefüllte Papiere und die Angst vor Drogen- und Waffenschmuggel. Doch stellt sich hier die Frage, ob bei einer Standgebühr von rund 50 Dollar pro Container und Tag nicht doch ein monetäres Interesse dahintersteckt. Auch werden dort zahlreiche Räum- und Baufahrzeuge zurückgehalten. Laut einem Bericht des US-amerikanischen Senders NBC bezahlt die weltweit größte Hilfsorganisation „Médicins Sans Frontieères“ („Ärzte ohne Grenzen“) ihre tägliche Gebühr für 22 Fahrzeuge, die teilweise seit drei Monaten im haitianischen Zoll stehen. Auch die vielen Versuche des Teams der Heli Aviation, einen Ansprechpartner bei den Hilfsorganisationen vor Ort für den überaus wichtigen Transport des Hilfscontainers in die Klinik Saintard zu finden, blieben bislang erfolglos. Auch die Möglichkeit, die Containerladung mit einer haitianischen Spedition über 45 km Landweg zu ihrem Ziel transportieren zu lassen, obwohl der dortige Transport mehr Kosten verursachen würde, als der Weg von Deutschland nach Haiti, scheitert an der fehlenden Garantie für eine reibungslose Zollabwicklung. Hilfe, die eigentlich mehr als dringend benötigt wird, kommt am Zoll des für sie bestimmten Landes nicht vorbei.
Dem Team der Heli Aviation wird immer wieder empfohlen, die Hilfsgüter erst gar nicht zu schicken, bevor sich die Lage vor Ort nicht entspannt hat. Trotz allem sucht und versucht die Heli Aviation GmbH weiter, ihren orthopädischen Hilfstransport endlich ins Land zu bringen, während sich bereits immer mehr Hilfsorganisationen aus Haiti zurückziehen.
Quelle: Rettungsdienst.de
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