Wer immer den Brunnenbau erfand, musste in der Zeit gelebt haben, als sich innerhalb der Menschheitsgeschichte ein gewaltiger Wandel vollzog: von der umherziehenden Jäger- und Sammlergesellschaft zur sesshaften Landbevölkerung. Spätestens mit dem Bau der ersten Städte im Zweistromland (geographisch umfasst Mesopotamien die heutigen Gebiete des Irak und Nordost-Syriens sowie der Südost-Türkei) gehörte der Brunnenbau zum technischen Know-how der Bevölkerung.
Mit dem Aufkommen von Wasserleitungen, die das Nutzwasser direkt in die Haushalte brachte, verschwanden die Entnahme- und Waschbrunnen im öffentlichen Raum. Sie wurden in vielen Dörfern und Städten durch mehr oder weniger gelungene, künstlerisch gestaltete Brunnenanlagen ersetzt. Sie können dann oft die Komplexität von Wasserspielen erreichen: Bestandteile solcher Wasserspiele sind auch Fontänen, Kaskaden und Becken.
Das Wasser kühlt durch die Verdunstung im Sommer und trägt somit zur Verbesserung des Kleinklimas bei. In mediterranen Regionen sind Innenbrunnen ein wichtiger Bestandteil von Gebäuden, da sie die Innenraumtemperatur absenken.
Heute haben die meisten öffentlich sichtbaren Brunnen - in den so genannten Industrienationen - mehr dekorativen Charakter als dass sie für die Frischwasserversorgung der Bewohner von eminenter Bedeutung wären. Die lebens- und überlebenswichtigen Wasserquellen sind sorgsam geschützt: Ob Trinkwasserbrunnen des Wasserwerks, Löschbrunnen für die Feuerwehr oder Brunnen zur Bewässerung der Felder, diese Bauten werden sorgsam vor Verunreinigungen geschützt und sind in den seltensten Fällen für die Öffentlichkeit einfach so anzuzapfen oder einzusehen. Wie gut. Denn bei unseren Recherchen zu den Brunnen in Bürstadt stellten wir fest, wie respektlos die meisten Menschen mit den architektonischen Wasserspielen umgehen. Der Brunnen am Bahnhof musste wegen Vermüllung rückgebaut werden.
Quelle: Wormser Zeitung
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