08 Juli 2010

Reinsten Wassers

Der Klimawandel setzt der Insel unter der Eiskappe zu. Die Grönländer entdecken deshalb ihre natürliche Ressourcen: Eis und Wasser sollen zum Exportschlager werden. Doch nur wenige Firmen steigen ein - und sie bekommen ihr Geschäft schleppend in Gang.

Unendliches Blau, ein strahlend weißer Eisberg und daneben eine Flasche Wasser: Mit diesem Bild will die kanadische Firma Iceberg Canada Corporation auf ihrer Homepage bei ihren Kunden den Durst auf die Arktis wecken. Denn die durchsichtige Flüssigkeit, die die Firma unter dem Namen "Glace Rare Iceberg Water" vertreibt, ist nicht nur einfach Wasser: In karaffenartigen Flaschen schwappen flüssige Eisberge, laut Werbung das reinste Nass der Welt.
Aus rund 10.000 Jahre altem Eis wird das Getränk gewonnen, ein Gesundheits- und Lifestyleprodukt, für das die exklusive Kundschaft deutlich mehr ausgeben soll als für eine herkömmliche Flasche aus dem Supermarkt. "Es ist ein High-End Nischenprodukt", sagt der kanadische Firmeneigner Paul Corriveau.Grönland Firmen setzen auf Grönlands Gletscherwasser Die Idee ist simpel, die Herstellung jedoch aufwändig und teuer: Damit der Eisberg in der Flasche landet, lässt Corriveau ein spezielles Boot ausfahren, das so geformt ist, dass es näher an die Eisberge heranfahren kann. Die Mannschaft erntet dann mit einer eigens am Schiff angebrachten Schaufel. Nach dem Auftauen wird das Eis an Land in Flaschen abgefüllt.
Bisher kratzen die Kanadier vornehmlich vor der eigenen Küste und Neufundland an Eisbergen, die Nutzungsrechte für Europa hat das Unternehmen aber schon erworben: Bald sind auch Grönlands Gletscher dran.

Vom Eis haben die Grönländer bislang noch mehr als genug: Nicht einmal 20 Prozent der autonomen Insel, die zu Dänemark gehört, sind eisfrei. Die grünen Flecken werden allerdings immer mehr: Im Zuge des Klimawandels schmelzen jedes Jahr 240 Kubikkilometer - und es werden immer mehr.
Was also liegt näher, als Grönlands einst ewiges Eis in Flaschen abzufüllen, wenn es sowieso wegtropft? Die Lizenzgebühren, die die Firmen an Grönland entrichten müssen, sind zudem eine willkommene Einnahmequelle für die Regierung.
So hat Grönlands mit dem "Ice and Water Exploration Act" im Jahr 2001 extra ein Gesetz festgelegt, das den Export von grönländischem Eis und Wasser fördern soll. 2005 legte sie dann ein umfassendes Programm auf, mit dem sie potentielle Investoren locken will.

Produkt 938 von Greenland Springwater: Hoher PH-Wert Das klappt allerdings nicht besonders gut: Auf ihrer Homepage listet die Regierung gerade einmal drei Unternehmen auf, die eine Lizenz für die Ausbeutung erworben haben, die für 20 Jahre erteilt wird. Mit den Kanadiern, die vor Kurzem ins Geschäft eingestiegen sind, sind es vier. Eine Brauerei, die Bier aus Gletscherwasser braute, ging Anfang des Jahres pleite.
Ein international brummendes Geschäft hat bislang keiner der Betriebe vorzuweisen: Grönländisches Wasser wird bislang fast ausschließlich von Grönländern getrunken. So besitzt der Marktführer auf dem Wassermarkt der Insel, die Schweizer Firma Greenland Springwater, zwar seit 2006 die exlusiven Förderrechte für eine Quelle auf der Insel Disko vor Grönlands Westküste.
Eine Abfüllanlage, die jährlich bis zu 35 Millionen Flaschen befüllen könnte, wurde gerade installiert. Die Kapazitäten werden derzeit noch nicht gebraucht: Bisher laufen rund eine halbe Million Flaschen vom Band. "Das Geschäft muss international erst noch in Gang kommen", räumt Geschäftsführer Clemens Hauser ein, der seit 1. April dieses Jahres im Amt ist.

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