12 März 2011

"Wir sind auf Stand-by"

Hilfsorganisationen bereiten sich auf Einsatz vor, aber eine Anfrage fehlt noch

Die Erde bebt noch nach in Japan, da erreicht den japanischen Ministerpräsidenten Naoto Kan schon ein Telegramm aus Deutschland. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagt darin Hilfe zur Bewältigung der Tsunami-Katastrophe zu. Allerdings stand bis Freitagnachmittag ein offizielles Hilfegesuch der japanischen Regierung noch aus, erklärte der stellvertretende Regierungssprecher Christoph Steegmans.

So hält sich auch das Rote Kreuz in Deutschland bereit, aber Pressesprecherin Svenja Koch verweist auf die Arbeit der Kollegen vor Ort. "Das Japanische Rote Kreuz ist schon längst aktiv geworden, die Infrastruktur dort ist ausgezeichnet." Japan habe das leistungsfähigste Katastrophenschutzsystem der Welt, so gehörten Sicherheitstrainings nach Erdbeben schon zur frühkindlichen Erziehung. Mehr als zwei Millionen Freiwillige arbeiten dort für das Rote Kreuz. Im Moment seien schon 500 Katastrophenteams mit rund 6800 medizinischen Fachkräften ausgeschwärmt, um Nothilfe zu leisten.


"Die Flutwelle hat mit Japan dieses Mal ein hoch technisiertes Land getroffen, das denkbar gut gewappnet ist für Katastrophen dieser Art", sagt auch Reinhard Würkner von der katholischen Hilfsorganisation Caritas International. Trotzdem beobachte man die Lage, denn das Ausmaß der Zerstörung lasse sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bestimmen. Würkner hat Erfahrung mit der Bewältigung solcher Ausnahmesituationen, er war für die Caritas schon in Indonesien, Pakistan und Haiti unterwegs, als jene Länder von Tsunamis und Erdbeben heimgesucht wurden. Laut Würkner ist die Suche nach Überlebenden erst einmal vorrangig, gefolgt von der Bergung der Leichen, um eine Ausbreitung von Seuchen zu verhindern.

Auch Roland Hanser, der seit 2002 für die katholische Hilfsorganisation Malteser International tätig ist, sah die desaströsen Zustände nach Tsunamis in Südostasien und der Flutkatastrophe in Pakistan mit eigenen Augen. Anders als solche Entwicklungs- und Schwellenländer sei Japan durch häufige Tsunamis jedoch bestens auf Naturkatastrophen eingestellt. Unter anderem unterhalte das Industrieland ein effektives Frühwarnsystem. Außerdem seien nur bestimmte Küstenbereiche betroffen.

Am späten Nachmittag entschied der Krisenstab der Bundesregierung im Auswärtigen Amt, vier Experten des Technischen Hilfswerks (THW) nach Tokio zu schicken. Das Team sei nach Angaben des Ministeriums bereits am Nachmittag aufgebrochen. In Tokio soll es die Arbeit der Deutschen Botschaft unterstützen sowie eventuelle Einsatzoptionen prüfen. Unterdessen rekrutiert das THW in Deutschland Mannschaften, die im Falle einer Anfrage aus Japan bereit stehen sollen. Hilfsorganisationen betrachten mit großer Sorge die Auswirkungen des hohen Tsunami auf andere Pazifikländer wie Indonesien und die Philippinen. Für den Moment konzentrieren sie sich vorrangig auf finanzielle Unterstützung. So stellt Caritas International beispielsweise 50 000 Euro Soforthilfe bereit. Außerdem ruft die Organisation zu Spenden auf:

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