Kampala - Heftige Kämpfe im Südsudan verschärfen die Spannungen zwischen dem Regime in Khartum und der autonomen Regierung in Juba. Die Gefechte in den Ölgebieten nahe der Trennlinie zwischen Nord und Süd gefährden die geplante friedliche Spaltung des größten afrikanischen Landes in zwei souveräne Staaten, die für Juli vorgesehen ist. Die Südsudanesen haben in einem Referendum im Januar für ihre Unabhängigkeit gestimmt. Wie der Generalsekretär der früheren Rebellenpartei SPLM nun erklärte, habe der Südsudan seine Verhandlungen mit dem Norden vorübergehend abgebrochen.
Pagan Amum warf dem Regime in Khartum vor, eine bewaffnete Rebellion im Süden zu schüren, um die Unabhängigkeit des Gebietes zu blockieren. Die Partei NCP des Präsidenten Omar al-Baschir hat laut Amum 'Milizen im Südsudan geschaffen, trainiert und bewaffnet'. Baschir wolle die Regierung des Südens 'vor Juli destabilisieren und stürzen', behauptete der SPLM-Politiker. 'Diese Pläne werden von Omar al-Baschir selbst überwacht,' sagte er, ohne Belege vorzuweisen. Die Vorwürfe wurden von Khartum zurückgewiesen. Baschir hatte mehrmals erklärt, er werde den Ruf der Südsudanesen nach Unabhängigkeit respektieren. Khartum erwartet im Gegenzug verbesserte Beziehungen mit den USA.Die Hintergründe der jüngsten Attacken sind noch nicht geklärt. Ein mutmaßlicher Verbündeter des abtrünnigen Generals George Athor hatte am Samstag die Stadt Malakal nahe der Ölgebiete im Süden angegriffen. Über die Zahl der Toten gab es zunächst keine verlässlichen Angaben. In den Wochen zuvor waren schon bei Kämpfen in der ölreichen Region Abyei weiter westlich Dutzende Menschen gestorben. Athor, einst General der Südarmee SPLA, begann seinen Aufstand im April 2010. Damals wollte er bei den Wahlen Gouverneur von Jonglei werden, doch er verlor das Rennen. Der General sprach von Betrug und zog sich in den Busch zurück. Schon damals warfen ihm seine Gegner vor, er kämpfe als verlängerter Arm Khartums. Der Süden werde nun auch nach alternativen Routen für sein Öl suchen, erklärte Amum. Bislang führen die Pipelines durch den Norden ans Rote Meer, was bedeutet, dass Juba und Khartum kooperieren müssen, um das Öl aus dem Süden zu exportieren. Bislang teilen sich Nord und Süd die Öleinnahmen auf. Eine Regelung für die Zeit nach der Spaltung ist noch nicht gefunden. Nun bekommt die Idee neuen Auftrieb, eine Pipeline über Kenia an den Indischen Ozean zu bauen. Mit ihr wäre der Südsudan nicht mehr abhängig von Khartum.
Quelle: Arne Perras/Süddeutsche
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