Landkreis Augsburg 27 Teilnehmer des Roten Kreuzes wurden in Diedorf zu Trinkwasserexperten ausgebildet. Mit dieser Fortbildung sind die Helfer künftig weltweit bei Katastrophen einsatzfähig, um Menschen vor Ort mit sauberem Trinkwasser zu versorgen. Die Gruppe lernte, wie man die vom BRK Kreisverband Augsburg-Land betriebene Trinkwasseraufbereitungsanlage (TWA) aufbaut, bedient und worauf bei der Trinkwassergewinnung geachtet werden muss.
Geschult wurden die Ehrenamtlichen von Alexander Leupolz (Königsbrunn), Johann Keppeler (Diedorf), Michael Breunig (Gessertshausen) und Conny Kerpa (Berlin). BRK-Präsidentin Christa Prinzessin von Thurn und Taxis besuchte das Ausbildungslager bei der alten Kläranlage in Diedorf. In Sachen TWA sei der Kreisverband das Kompetenzzentrum der Auslandshilfe, berichtete Kreisgeschäftsführer Günther Geiger. Als 2001 die Katastrophenschutzeinrichtung Baar-Ebenhausen geschlossen wurde, habe man die TWA übernommen. „Dann kam der Tsunami und damit begann alles. Innerhalb kürzester Zeit kamen die Leute zum Einsatz. Seitdem sind wir mit der TWA viel im Ausland“, erklärte Geiger. Man müsse Dinge dorthin verlagern, wo die meiste Kompetenz ist, um sie dann für das ganze BRK zu nutzen, lobte die Präsidentin. Deshalb habe das BRK die Koordination für internationale Einsätze und Schulungen in den Kreisverband zu Max Strehle, (Vorstandsvorsitzender) und Geiger verlagert.
Nachdem Menschen maximal zwei Tage ohne Trinkwasser überleben können, ist es somit das wichtigste Hilfsgut in Katastrophengebieten. Wie schwer es jedoch ist, sauberes Wasser zu gewinnen, zeigt Keppelers Erfahrung: „In Bangkok fließt das Wasser durch sogenannte Klongs, die als Abwasserkloake und Transportwege genutzt werden. Daraus haben wir Trinkwasser gemacht und es auch als Erste getrunken.“ Nachdem ausländische Hilfskräfte oftmals nicht sofort in Krisenregionen dürfen, schult das BRK wiederum die Hilfskräfte vor Ort und so war Keppeler mit dabei, als in Bangkok Trinkwasserexperten ausgebildet wurden. „Wir arbeiten Hand in Hand mit 40 verschiedenen Nationen zusammen“, berichtete er. Die Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) arbeiten weltweit.
Die Übungen sollen die Leute an die Situationen gewöhnen. Bis auf Strom und Trinkwasser leben die Teilnehmer autark, schlafen auf Feldbetten und duschen in Kabinen aus Kunststoffpappe. Teil der Übung war zudem, wie man diese Kabinen (ERU Emergency Response Unit – Waschplatz) aufbaut.
Kerpa zeigte, wie aus dem Lettenbach Wasser angesaugt wird. Das Wasser wird mit Chlor vordesinfiziert und mit Aluminiumsulfat versetzt, um Schwebstoffe zu binden. Damit diese beiden Zutaten genügend Reaktionszeit haben, läuft das Rohwasser durch einen 75 Meter langen Schlauch, der zu einem Sandfilter führt und im Anschluss durch einen Kohleaktivfilter. 0,2 bis 0,3 Milligramm Chlor pro Liter müssten allerdings wieder zugefügt werden. Die TWA kann nur Süßwasser filtern und weder Schwermetalle noch Tenside dem Wasser entziehen.
Doch wie speichert man das viele Trinkwasser? Dazu hat das BRK mobile TWS-Einheiten, die Wasser für bis zu 40000 Menschen aufbereiten können. Die Notration Wasser beträgt 30 Liter pro Person und Tag. Der Speichertank Oxfam T11, den es in Diedorf aufzubauen galt, muss mit Hunderten von Schrauben zusammengesetzt werden. Der Tank wird zwei Meter hoch und allein die drei Millimeter dicke Gummihaut im Inneren wiegt 200 Kilogramm. Um diesen Speicher fertigzustellen, benötigen drei Mann einen ganzen Tag. Der T11 ist in Modulen verpackt, die in englischer Sprache beschriftet und farblich gekennzeichnet sind. Selbst die Modulkisten sind fest verplant und werden am Einsatzort als Schränke und Tische genutzt. Die Präsidentin von Thurn und Taxis erzählte, dass im Logistikzentrum direkt am Flughafen Berlin-Schönefeld auf 4000 Quadratmeter die Moduleinheiten parat stehen.
Prinzessin von Thurn und Taxis überreichte die Zertifikate und verabschiedete sich mit den Worten: „Ich möchte allen ein Herzliches Vergelts Gott sagen, wünsche Ihnen viel Glück, viel Erfolg und vor allen Dingen kommt immer wieder gut nach Hause.“
Quelle: www.augsburger-allgemeine.de
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