Wie riecht es eigentlich in Haiti, drei Monate nach dem katastrophalen Erdbeben? Darüber muss DRK-Helfer Christian Schuh gar nicht lange nachdenken: „Nach verbranntem Müll.“ So wie in vielen armen Ländern.
Der 29-Jährige ist gerade zurückgekommen aus dem Erdbebengebiet. Sechs Wochen hat er als Kinderkrankenpfleger in Haiti mitgeholfen. Es ist viel Zeit vergangen seit dem dort am 15. Januar die Erde bebte- Die ersten Helfer haben längst wieder das Land verlassen. Aber Unterstützung brauchen die Haitianer, trotz großer Eigeninitiative, noch.
Das Internationale Rote Kreuz hat deshalb vor Ort ein großes Zeltdorf errichtet, mitten in einem Fußballstadion, das damals nicht zusammengebrochen war unter den Erdstößen. Ärzte, Pfleger, Sozialarbeiter und lokale Hilfskräfte kümmern sich um all die Kranken, die es auch Monate nach der Katastrophe gibt. Sie sorgen dafür, dass die lokalen Mitarbeiter langfristig mit den Folgen allein zurecht kommen können. Dafür war auch der Wittener DRK-Helfer in der Notaufnahme zuständig.
Christian Schuh war bereits für das DRK in Afghanistan, er hat dort zum ersten Mal viele Kinder sterben sehen. „Man muss sich an diese Bilder gewöhnen“, sagt er. Auch in Haiti ist ihm der Tod begegnet. Es sind die Folgen schlechter Ernährung, von mangelnder Hygiene, von unglaublicher Armut. Krankheiten wie Cholera, Typhus und Tuberkulose sind dort an der Tagesordnung. „Nach einer solchen Katastrophe ist sauberes Trinkwasser noch wichtiger als Ärzte“, sagt der angehende Mediziner. Christian Schuh hat eine Teilzeitstelle im Bergmannsheil-Krankenhaus in Gelsenkirchen-Buer. Da hat man ihn für sechs Wochen freigestellt. „Wir freuen uns über solche Arbeitgeber. Denn die Bereitschaft dazu sinkt“, sagt Thomas Voß, vom DRK-Vorstand.
Bei all dem Leid hat der junge Student Christian Schuh auch sehr viel Ermutigendes erlebt: Familien, die mit Schicksalschlägen erstaunlich gut umgehen. „Das Leben geht weiter, sagen sie dort immer“, erinnert sich der DRK-Helfer. Improvisation, Bewegung, Optimismus - das hat Christian Schuh oft gesehen. In einem Land, das zu den ärmsten der Welt gehört, machen diese Beobachtungen Mut. „Es passiert viel dort.“ Wo kein Bagger ist, räumen die Haitianer die Steine mit Händen weg. Auch von den einheimischen Ärzten hat der DRK-Mitarbeiter einiges gelernt. Zum Beispiel, dass man die Fließgeschwindigkeit von verabreichten Tropfen mit einer Sanduhr messen kann.
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