Schön langsam neigt sich die erste Woche seit der Übergabe ihrem Ende zu. Viele Eindrücke konnten dazu gewonnen werden und die Lage, obwohl sie sich von Tag zu Tag ändert, wird mittlerweile gut überblickt.
Das Team bestehend aus Gunnel und Tomas vom Svenska Röda Korset, und Katrin – die an dieser Stelle allen Daheimgebliebenen ihre Grüße ausrichten lässt – Robert und Rainer vom Österreichischen Rotem Kreuz hat sich mittlerweile sehr gut eingespielt. Trotz teils widriger Umstände ist die Motivation immer noch hoch und der Teamspirit unbeugsam stark!
Gunnel, unsere sehr erfahrene Expertin für Hygiene Promotion (HP), hat sich auf ihr Fachgebiet gestürzt und heute (25. November) nach mühsamen Anlaufschwierigkeiten die ersten HP-Trainer im Trainingszelt unterrichten können. Diese sollen in weiterer Folge ihr erlerntes Wissen an die betroffene Bevölkerung übermitteln. HP ist einer der wichtigsten Tasks denen wir uns hier stellen müssen. Er umfasst einfache Hygienemaßnahmen zur Seuchenprävention bis hin zum Wasseraufbereiten für zu Hause (das sogenannte House Hold Water Treatment).
Katrin, unser Teamsonnenschein – das, blog´ ich jetzt schnell bevor sie mich zensiert :-) – ist eine Surrounderin (schau mal auf wie vielen Fotos sie drauf ist!): Sie hilft Gunnel bei der HP und kümmert sich mit um´s Labor. Dort sitzt zwar einer unserer Pakistanischen Kollegen; der ist aber sehr froh um die Unterstützung und um die Einschulung auf dem DelAqua-Kit – dem Herzstück des Labors – und den anderen Geräten. Dank Katrin´s Einsatz und etwas Geduld konnte der Laborbetrieb jetzt auch endlich vollends aufgenommen werden. Auf Grund der doch widrigen Umstände musste bis jetzt mit teils jahrelang abgelaufenen Testchemikalien gearbeitet werden! Das DelAqua-Kit konnte auf Grund der fehlenden Nährlösung und Elektrizitätsproblemen überhaupt nicht verwendet werden, somit wurde Wasser bisher auch nur „halb getestet“ abgegeben.
Tomas und Rainer, ein sehr humorloses Duo :-) , kümmern sich um die Wasser- und Technikseite des Projekts. Wobei Tomas die letzten Tage mehr in Benazirabad verbrachte, um neben Assessments in der Stadt eher die Technik im Auge zu behalten. Rainer war fast nur in den „südlichen Provinzen“ zu gegen, um dort Assessments zu machen. Seine Aufgabe in diesen Tagen ist es den Ausbau der Wasserverteilung festzulegen. Eine umfangreiche und verantwortungsvolle Tätigkeit, da auf Grund von Laborergebnissen und logistischen Möglichkeiten entschieden werden muss, wann, wohin und ob überhaupt Wasser geliefert wird.
Robert, darf – wenn sein Wecker funktioniert :-) :-) – als erster aufstehen, um regelmäßig als letzter ins Bett zu gehen. Der administrative Aufwand, der bei solchen Einsätzen ohne hin schon nicht gerade … unauffällig ist, war diese Tage geradezu enorm. Zu einem Berg von Rechnungen, der uns noch von unseren Vorgängern überlassen wurde, hat sich ein weiterer dazu gesellt. Deren Kontrolle und die Leitung des insgesamt 40 Personen starken „IFRC-WatSan-Unternehmens“ (20 Wasseraufbereiter, 6 Fahrer, 4 LkW-Fahrer, 5 Hygiene Promoter und wir fünf) wäre ja eigentlich schon Aufwand genug, wenn da nicht so Kleinigkeiten dazu kämen, wie für unsere Volunteers ein neues Haus zu mieten, weil das alte unzumutbare Abwasserprobleme hat oder den Chef der Tankstelle zu beruhigen, weil das überwiesene Geld noch nicht angekommen ist…
In anderen Worten: Nicht gerade ein Traumjob.
Wie auch immer, wir machen das! Und als gutes Team helfen wir uns auch gegenseitig, wo wir nur können!
Grundsätzlich ist zu sagen, dass sich die eigentliche Hochwasserlage doch schon sehr entspannt hat. Trotzdem sieht man, gerade in unserem südlichen Einsatzgebiet, immer noch Dörfer die von riesigen Wasserlacken umgeben sind. Die verheerenden Auswirkungen sind aber immer noch spürbar und gerade für uns Wasseraufbereiter deutlich zu erkennen: Großteils sind die Brunnen kontaminiert.
Der Einsatz als solche gestaltet sich dahingehend auch immer schwieriger. Umso mehr das Regenwasser zurück geht, desto mehr verschwimmt im wahrsten Sinne des Wortes auch die Grenze zwischen einem akuten mehrmonatigem ERU-Einsatz und einem mehrjährigen Wiederaufbauprojekt. Das sorgt ganz ehrlich durchaus auch für etwas Frust bei uns Helfern. Unser Wasser wird dringend gebraucht, deshalb verteilen wir auch so fleißig wie wir nur können. Wir stellen uns aber auch die Frage: „Was kommt nach uns?“
Abschließend noch ein paar Zahlen. Da ich mich primär ums Wasser kümmere, sitz ich ja direkt an der Quelle:
Bis heute haben wir circa 6,4 Millionen Liter Wasser verteilt.
In der letzten Woche konnten wir unseren Output um fast 100.000 Liter täglich verbessern.
Unser Trinkwasser erreicht derzeit täglich circa 55.000 bis 76.000 Menschen (Diese Zahl ist derzeit aber noch ohne Gewähr(!), da sich in den Assessments der letzten Tage doch gezeigt hat, dass die Einwohnerzahlen nicht leicht ermittelbar sind.)
Soweit die Neuigkeiten aus Pakistan!
Im Namen des Teams, liebe Grüße an alle Leser!
Rainer
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