04 Juni 2011

Wassermanagement in arabischen Staaten

Zu den großen Problemen der Zukunft zählt Wassermangel: Sauberes Trinkwasser fehlt, immer mehr Landstriche versteppen – gerade im arabischen Raum. An Lösungen für das Problem arbeiten auch deutsche Unternehmen.

Abdullah Ali Majdouie ist Geschäftsmann aus Saudi-Arabien. Mit einer Delegation der saudischen Wirtschaft ist er nach Deutschland gekommen, um bestehende Geschäftsbeziehungen zu intensivieren und neue aufzubauen.


In Saudi-Arabien gebe es viel zu tun, so Majdouie. Die Bevölkerung wachse jedes Jahr um drei Prozent und von den insgesamt 28 Millionen Saudis seien zwei Drittel jünger als 20 Jahre. "Wir sind die stärkste Wirtschaftskraft in der Region", sagt der Geschäftsmann, "unser Bruttosozialprodukt wird sich in diesem Jahr auf 520 Milliarden Dollar belaufen." Die Infrastruktur in seinem Land sei vor mehr als 30 Jahren aufgebaut worden und müsse dringend erneuert werden – Geld dafür sei genug da.

Einladung an die deutsche Industrie

"Wir laden die deutschen Unternehmen ein, an unserem Wachstum teilzuhaben und sich bei uns zu engagieren", so wirbt der saudische Geschäftsmann bei seinem Besuch in Deutschland. Saudi-Arabien hat große Pläne. Der größte Erdölproduzent der Welt will zu einer modernen und international wettbewerbsfähigen Volkswirtschaft werden.

Ein ehrgeiziges Ziel, das aber eins unbedingt voraussetzt: Saudi-Arabien braucht eine ausreichende Wasserversorgung und – damit einhergehend – ein gutes Wassermanagement.

An der Lösung dieses Problems arbeiten auch deutsche Ingenieure. Gemeinsam mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung und der Technischen Universität Darmstadt sowie der Firma Dornier Consulting entwickelt die GIZ, die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, in Saudi-Arabien derzeit eines der weltweit größten digitalen Grundwassermodelle.

Erforschung der Wasserreserven

Die Wasservorräte, so erklärt Randolf Rausch, technischer Direktor bei der GIZ, sollen komplett erforscht werden, um eine nachhaltige Nutzung gewährleisten zu können. "Wir müssen erst einmal herausfinden, wie viel Grundwasser überhaupt noch verfügbar ist." Das Grundwasser, das heute gefördert und verbraucht werde, sei "fossil", sagt Rausch. Das meiste wurde in den Böden eingelagert, als das Klima auf der arabischen Halbinsel noch sehr viel feuchter war.

Dieses Wasser ist eine endliche Ressource, denn aufgrund des trockenen und heißen Klimas gibt es kaum Nachschub. Die Regierung in Saudi-Arabien, so Rausch, müsse sich daher genau überlegen, ob und wie das noch verfügbare Wasser verbraucht werden soll. Eine Frage, die sich viele Länder im arabischen Raum stellen müssen.

Wasser wird oft falsch genutzt

Das kostbare Gut Wasser wird vielfach verschwendet oder auch falsch genutzt. In Deutschland liegt der Verbrauch an Frischwasser pro Kopf und Jahr bei 57 Kubikmetern. In Saudi-Arabien, Ägypten, im Irak und Kuwait sind es im Durchschnitt 70 Kubikmeter, im Libanon, in Libyen und den Vereinigten Arabischen Emiraten sogar weit über 100 Kubikmeter.

Woran das liegt, weiß Bernd Kordes, Vorstandsvorsitzender von Lahmeyer International, einem deutschen Unternehmen, das sich vornehmlich im arabischen Raum mit Wassermanagement beschäftigt: "Es gibt im arabischen Raum Städte, in denen bis zu 65 Prozent des Wassers, das in die Leitungen gepumpt wird, im Netz versickert." Für die wohlhabenden Länder müsse es selbstverständlich werden, das Abwasser zu verwerten. Es gebe gute Konzepte, wie man Wasser aus den Sanitäranlagen wieder aufbereiten und für alle Zwecke, außer als Trinkwasser, weiter verwenden könne, so Kordes.

Weitere Maßnahmen, seien die Umstellung auf Wasser sparende Haushaltsgeräte und auf Abwassersysteme, die nicht mehr mit einer Spülung, sondern mit Vakuum-Technik arbeiteten. Damit könne der Wasserverbrauch auf ein zehntel der ursprünglichen Menge verringert werden. Allerdings sind solche Vakuumsysteme sehr teuer.

Erzeugung von Lebensmitteln

Veränderungsbedarf gibt es auch in der Landwirtschaft. Weltweit sind 70 Prozent des Wasserverbrauchs auf die Produktion von Lebensmitteln zurückzuführen. Wobei für die Erzeugung von einem Kilogramm Rindfleisch bis zu fünfzig mal so viel Wasser nötig ist, wie für die Erzeugung von einem Kilogramm Kartoffeln.

In Ländern mit Wassermangel, also auch in den arabischen Ländern, so fordert Bernd Kordes, müsse daher umgedacht werden: "Vielleicht sollte man in Ländern mit Wassermangel kein Rindfleisch herstellen und lieber Getreide und Kartoffeln an Stelle von Reis. Orangen sollte man auch nicht anbauen."

Solarenergie für Entsalzungsanlagen

In Saudi-Arabien, aber auch in anderen Ländern der Region, wird heute zunehmend sauberes Wasser über Meerwasserentsalzungsanlagen gewonnen. Bis vor kurzem standen diese Anlagen in der Kritik - auch weil sie sehr energieintensiv sind. Dieses Problem ist durch die Installation von Solaranlagen lösbar.
Deutsche Unternehmen wie die Freiburger Firma Soitec hätten bereits Erfahrung damit gesammelt, erklärt Jan Dolbaum, der für Soitec im Nahen und Mittleren Osten unterwegs ist: "Solartechnik ist eine Hochtechnologie, die technisch erprobt ist. In Regionen, in denen die Sonne häufig scheint, ist es langfristig auch die preisgünstigste Form, um Elektrizität zu erzeugen." Bislang werde Ölverbrennung zur Stromerzeugung in der Region noch subventioniert, aber eigentlich sei Solarenergie günstiger.

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