Korrespondentenbericht aus Peking - Opferzahlen könnten weiter steigen - Über 8000 Verletzte - Helfer versuchen Verletzte bei Temperaturen um minus ein Grad zu bergen
Chinas neues verheerendes Erdbeben mit Stärke 7,1 bei dem mit Hunderten Opfern gerechnet wird, kam aus einer Tiefe von 33 Kilometern, so wie auch das Erdbeben in Chile. Es schlug in einer der ärmsten und abgelegensten Regionen Nordwest-Chinas im tibetischen Hochland von Qinghai um 7,49 Uhr zu, 800 Kilometer im äußersten Süden der Provinzhauptstadt Xining. So früh, dass die meisten Menschen zu Hause von ihren zusammenbrechenden Holz- und Lehmhäusern erschlagen und begraben wurden.
Das Epizentrum lag 30 Kilometer westlich von der mit mindestens 28.000 Einwohner am dichtesten bewohnten Kreisstadt Jiegu, wo 85 Prozent aller Häuser einstürzten. Jiegu ist das politische und wirtschaftliche Handelszentrum des vom Beben am stärksten betroffenen Kreises Yushu, wo knapp 100.000 Menschen leben. 97 Prozent der Bevölkerung in der Region sind ethnische Tibeter.
Bisher 300 Tote und 8000 Verletzte
Die Zahlen der Toten und Verletzten in Jiegu stiegen stündlich: Das Staatsfernsehen CCTV musste die zur Mittagszeit kursierende Opferzahl von 67 Toten weit nach oben korrigieren. Mindestens 300 Tote und 8000 Verletzte meldet CCTV nun. Die chinesische Armee schickt Soldaten in die betroffenen Gebiete. Sie sollen den Opfern 5000 Zelte, 50.000 Mäntel und 50.000 Decken bringen.
Temperaturen um minus ein Grad
In ersten Berichten zitierte die Nachrichtenagentur Xinhua, dass "viele Bewohner voller Panik herumlaufen und viele Verletzte mit blutenden Kopfwunden zu sehen sind," und auch wieder Schüler unter eingestürzten Schulen begraben sind. Selbst Amtsgebäude brachen zusammen. Fieberhaft versuchten Helfer und Rettungssoldaten bei Temperaturen um minus ein Grad Verletzte zu bergen.
Flughafen schwer getroffen
Andere reparieren die Schäden am erst 2009 im August neu gebauten 18 Kilometer von Jie Gu entfernten Flughafen, um Hilfe aus anderen Städten einfliegen zu können. Um die Mittagszeit konnte er wieder genutzt werden, war aber schwer über die zerstörten Zufahrtststraßen zu erreichen. Die Flugdistanz zu Peking beträgt drei Stunden. Zelte, Decken und medizinische Hilfe würde am dringendsten benötigt.
Ständige Nachbeben
Nachrichten über das Unglück wurden über Internet und Mobilfunk sofort bekannt und über Live-Sendungen des Fernsehens verbreitet. Ständige Nachbeben um Stärke Sechs erschwerten die Rettungsarbeiten. Bis Mittag wurden 18 Nachbeben gezählt, darunter bis zu 6,3. Zugleich meldeten Rettungsmannschaften extrem starke Windstöße, die ihre Arbeit behinderten, sowie der Stromausfall. Sorge macht den Behörden der Zustand eines Stausees in der Nähe, bei dessen Staumauer sich Risse zeigten. Untersucht würde auch, ob die 200 Kilometer vom Bebengebiet westlich verlaufende Strecke der Tibet-Eisenbahn Schäden erlitten hat.
Beben wirkte auf Gebiete in 4000 Meter Höhe
Knapp zwei Jahre nach dem gigantischen Erdbeben im Mai 2008 in Qinghais Nachbarprovinz Sichuan, bei dem fast 80.000 Menschen in Südwestchina starben, haben die Erdstöße damit erneut abgelegene Gebiete Chinas und tibetisches Hochland verwüstet. Erdbebenforscher Liu Jie von Chinas Erdbebenwarte sagte dem Staatsfernsehen CCTV , dass nach Mai 2008 das Land 99 mal Beben der Stärke Fünf und mehr erlebte. 2009 sei es dagegen nur zu zwei solch starken Beben gekommen. Innerhalb der vergangen sieben Monate hätte es kein einziges gegeben. Er befürchte, dass das jetzige plötzliche Beben ein Anzeichen für eine wieder beginnende aktive Phase sei.
Bitterarme Gegend
Das Beben traf eine für seine Naturschönheiten bekannte, aber bitterarme Gegend, wo viele Menschen vom Tourismus leben. In der wie der wie der Erdbebenkreis gleichnamigen sich über 260.000 Quadratkilometer erstreckenden Region Yushu entspringen drei der größten Ströme Chinas und Asiens wie der Yangtse, der Gelbe Fluss und der Lancang (Mekong). Wie weit die Schäden in die Großregion mit ihren 280.000 Menschen hineinreichen ist noch unbekannt. Yushu liegt im Durchschnitt auf 4000 Meter Höhe. Die Berge steigen auf bis zu 6621 Meter.
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